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SOJA

 
NAMEN
(1) Soja, Sojabohne, Ölbohne, Fettbohne
Glycine max (L.) MERRILL (syn. Glycine soja (L.) SIEB. et ZUCC., syn.
Soja hispida MOENCH, Glycine hispida (MOENCH) MAXIM, syn. Soja max PIPER,
syn. Soja japonica SAVI, syn. Glycine hispida MAX.)

E: soybean, I: soia, fagiolino soia, J: daizu, R: soja, S: habe de soya,
U: szójabab
(2) Wildsoja ist Glycine soja SIEB. et ZUCC.
(3) Glycine wightii

BIOLOGIE: Fam. Fabaceae (Schmetterlingsblütler), Gattung Glycine mit 9 Arten.
Einjährig. Wuchs buschbohnenartig; rötlichbraun behaarte Blätter, Höhe
0,5..1 m, gelegentlich windend. Pfahlwurzel, Symbiose mit Knöllchenbakterien
(Rhizobium japonicum), die in unseren Böden normalerweise fehlen.
Blüte Anfang Juni bis Anfang Juli, weißlich oder bläulichviolett, 5..7 mm groß,
in blattachselständigen Trauben. Blühdauer einer Einzelblüte 1..2 Tage, einer
Einzelpflanze 18..25 Tage bei 20..25 °C. Bei Kühle blüht sie in der Knospe ab.
Kurztagspflanze (Taglänge höchstens 13..14 Stunden). Vorwiegend selbstbestäubt;
2n=30, 34, 38, 40, auch tetraploid (78). Hülsen 2..6 cm lang. 20..80 Hülsen je
Pflanze, 2..3(..6) Samen je Hülse. Die Samen sind frisch bohnenartig geformt,
getrocknet erbsenartig rund. hell..goldgelb..braun..schwarz, auch gesprenkelt.
Pflanze Bild 1 Bild 2
Varietäten:
- G. m. var. lutea: Gelbe Sojabohne
- G. m. var. brunea: Braune Sojabohne
- G. m. var. nigra: Schwarze Sojabohne
(3) Ausdauernd, rankend, 2n=22,44.

WERT
In 100 g getrockneten Bohnen sind enthalten:
┌────────────────────────┬──────────────┬───────────────┬──────────────────┐
│ Hauptbestandteile │ Vitamine │ Mineralstoffe │ Sonstige │
├────────────────────────┼──────────────┼───────────────┼──────────────────┤
│ Proteine ! 35..41 g │ Karot.0,38 mg│ Ca 243 mg │ 16 mg Purin-N │
│ Fette 12..26 g │ B1 1,1 mg│ Fe 9,4 mg │ bis 2,5 g Phos- │
│ Kohlenhydrate 27 g │ RF 0,2 mg│ K 1560 mg │ phatide(Lezithin)│
│ KH-Einheit 35 g │ PP 2,5 mg│ Mg 235 mg │ │
│ Ballaststoffe* 17 g │ PS 1,7 mg│ Mn 3,2 mg │ *Ballaststoffe in│
│ Asche 5 g │ B6 0,9 mg│ Na 4 mg │ Kohlenhydraten │
│ Wasser 8 g │ FS 0,24 mg│ P 535 mg │ enthalten │
│ Brennwert 1500 kJ │ E 15 mg│ Zn 4 mg │ │
└────────────────────────┴──────────────┴───────────────┴──────────────────┘
Darüberhinaus Vitamin H (0,06 mg) und K (0,18 mg). Das Eiweiß der Sojabohne
ist frei von Purinen und bildet daher im menschlichen Körper keine Urate.
Weiter ist es zu 97 % verdaulich und kommt in seiner Qualität tierischem
Eiweiß (Milch) nahe, so dass Sojaemulsion die Kuhmilch ersetzen kann (Anwen-
dung bei Milchallergie (Milchschorf) von Kleinstkindern). 100 g Sojamehl
entspricht etwa 5 Hühnereiern. Das Lysin der Soja ergänzt besonders gut
Mais-Eiweiß mit dem hohen Methionin-Anteil.
Aminosäuren im Protein (in g/16 g N): 4,5 ALA, 8,4 ARG, 12,0 ASP, 1,6 CYS,
21,0 GLU, 4,5 GLY, 2,6 HIS, 5,1 ILE, 7,7 LEU, 6,9 LYS, 1,6 MET, 5,0 PHE,
6,3 PRO, 5,6 SER, 4,3 THR, 1,3 TRY, 3,9 TYR, 5,4 VAL.
Leider enthalten die Sojabohnen einen wachstumshemmenden Trypsin-Inhibitor
und Hämagglutinine bzw. Proteasehemmer, die rote Blutkörperchen zusammenbal-
len lassen (Triterpen-Saponine Soya-Saponin A3, IV und V). Zum Glück lassen
sich die Stoffe durch Erhitzen (Rösten, Toasten), Fermentieren, Keimen entgif-
ten.
Dem Sojaeiweiß sind auch Isoflavone (Genistein, Daidzein, evtl. noch Equol)
beigesellt. Diese Isoflavone senken Cholesterin (bei 45 g Sojaeiweiß am Tag
ließ sich das Gesamtcholesterin um 9 %, das LDL um 13 % senken), leider werden
sie durch verschiedene Verarbeitungsverfahren (Sojasoße) zerstört. In Ostasien,
wo viel Soja verzehrt wird, finden sich weniger Brust- und Prostatakrebsfälle,
weil wahrscheinlich die Isoflavone wie Östrogen wirken, aber auch Überschüsse
an körpereigenem Östrogen dämpfen, spürbar bei klimakterischen Beschwerden,
Herzkrankheiten, Osteoporose (da besonders der Mineralgehalt der Wirbelkörper
verstärkt wird, gibt es seltener die "Witwenbuckel") [4].
Das Genistein verringert das Magenkrebsrisiko. In fermentierter Sojasoße ist
zwar das Genistein zerstört, aber eine noch wirksamere Substanz (HEMF) ist
gegen Krebs entstanden. In Blättern und Hülsen gibt es noch andere Phytoale-
xine: in (1) Coumestrol, Daidzein, Glyceolin I..IV, letzteres auch in (2).
Bei Männern schädigt zu viel Soja auf Grund der Phytoöstrogene die Spermien-
qualität.
Sojamehl ist nicht backfähig, dickt auch nicht, dient aber der Aufwertung von
Speisen.
In 100 g Sojaöl sind enthalten: 17..30 g Ölsäure; 48..58 g Linolsäure; 5..11 g
Linolensäure; 9..13 g Palmitinsäure; 3..5 g Stearinsäure, aber nicht mehr als
0,1 g unter C14, 0,2 g Myristicinsäure, 0,3 g Palmitoleinsäure, 1 g Arachin-
säure, 1 g Eicosensäure, 1 g Behensäure [5]. 76..146 mg Tokopherol (Vitamin E);
340 mg Lipoproteide; bis 370 mg Phytosterole (davon 60 % Sitosterol, 30 %
Campesterol, 4..7 % Sigmasterol); bis 3 g Lezithin, das durch Entschlei-
mung entfernt werden muss.

KENNZAHLEN
┌──────────────────────────┬─────────────────────────┬─────────────────────┐
│Aussaat │Pflanzung │Mengen │
├──────────────────────────┼─────────────────────────┼─────────────────────┤
│Keimgewähr 4 Jahre │Reihenabstand 25 cm │TKM 50..250 g │
│Keimfähigkeit <80 % │in der Reihe 8..10 cm │Saatgut 6.. 9 g/m² │
│Keimdauer 10..12 Tage │Bestand 70 Stck/m²│ │
│Feldaufgang 75 % │ │Ertrag 80..360 g/m²│
│Sätiefe 4.. 5 cm │ │ │
└──────────────────────────┴─────────────────────────┴─────────────────────┘
Entwicklungsdauer (Aussaat bis Ernte) 140..150 Tage. Ertrag 2..6 g Bohnen
je Pflanze bzw. 25..35 dt/ha. Schüttgewicht 750 kg/m³ (Säcke). Ölertrag etwa
400 kg/ha.

ANSPRÜCHE
LICHT, LUFT, WÄRME
Wärmebedürftig, für geschützten, sonnigen Standort mit heißem, feuchtem
Sommer und langem Herbst wegen der späten Reife. Keimdauer bei 20 °C 4..10 Tage.

WASSER
Ausreichende Wasserversorgung zur Keimung, danach verträgt sie Dürre und Regen
recht gut. In den Sommermonaten hohe Luftfeuchtigkeit halten.
Andauerndes Regenwetter schiebt die Reife hinaus und mindert die Haltbarkeit.

BODEN
Mittelschwer, mild, humusreich, in gutem Kalkzustand, pH-Wert 6,2..6,8.

FRUCHTFOLGE
Mit sich selbst verträglich, aber spätestens nach vier Folgen sollte eine Anbau-
pause erfolgen.
Geeignete Vorfrüchte: Gut mit Stallmist versorgte Hackfrüchte.
Geeignete Mischfrüchte: Kartoffeln, Pflückerbsen, Buschbohnen.

NÄHRSTOFFE
Nährstoffentzug bei 1,8 kg Frischkornertrag je m² in g/m²: 15,7 N; 2,8 P;
9,3 K; 9,1 Ca.
Kalium-Mangel: Chlorose, fehlende Gipfelblüten, Notreife, schalenrissige Samen.
Phosphatmangel: verzögerte Reife, geringer Ertrag.
Zum Erstanbau Impfung mit Rhizobium japonicum unerlässlich, das Impfen
kann den Ertrag um 60 % steigern.
Stalldung kurz vor dem Anbau verzögert die Reife.

DÜNGUNG
Grunddüngung: 3 g P/m², 9 g K/m². 4 g N (14 g Kalkammonsalpeter), wenn nicht
mit Knöllchenbakterien geimpft wird, mit: die Hälfte.
Kopfdüngung: Günstig für Korn- und Eiweißzuwachs sind 3..4 g N/m² zur
Blütezeit.

ANBAUPRAXIS
Das Saatgut muss virusfrei sein, gut getrocknet, ohne Schimmel, eventuell
gebeizt.
Wenn Trockenkorn gewonnen werden soll, muss im April bei Bodentemperaturen
über 10 °C, für Frischverzehr die Aussaat im Zeitraum von Ende April bis An-
fang Mai geschehen.
Beim sogenannten "Lichtschachtverfahren" (Reihenabstand 20 und 60 cm, Doppel-
reihen) können Kartoffeln als Mischfrucht stehen. Wegen des langsamen Jugend-
wachstums muss zur Unkrautbekämpfung und zur Durchlüftung des Bodens öfter
gehackt werden. Blattläuse bekämpfen.
Zuchtziele sind: Tagneutralität, Kältetoleranz, Blühfestigkeit, Symbiose mit
häufiger vorkommenden Knöllchenbakterien, frühere Reife, Festigkeit gegen
Herbizide, was man durch Genveränderung in Labors bewirkt. Eigentlich will
man damit dem Evolutionszufall auf die Sprünge helfen, wobei kritisiert wird,
dass nicht in aller Klarheit unerwünschte Folgen auszuschließen sind wie
Springen der eingesetzten Gene auf andere Pflanzenarten und damit Entzug der
Kontrolle oder eine Veränderung der Zusammensetzung des wichtigen Lebensmit-
tels Soja (Befürchtung von Allergien, was aber bisher nicht nachzuweisen war).

ERNTE
Wenn die Samen in den Hülsen schon hart sind, ist die Erntereife erreicht
(Mitte bis Ende Oktober). Am einfachsten ist die Ernte mit einem Grasmäher
oder der Sense und anschließender Reitertrocknung. Sind die Blätter schon
abgefallen, kann man die Hülsen mit der Hand vom Stengel streifen (Handschuhe).
Drusch der Hülsen. Im Großanbau erntet man mit dem Mähdrescher. Die lange Tro-
ckenzeit resultiert aus dem hohen Fettgehalt der Samen.
Der Ertrag ist in unseren Breiten sehr unsicher, in fünf Jahren muss man mit
mindestens zwei Ausfalljahren rechnen, obwohl ich in meinem geschützt liegenden
Garten in 15 Jahren nur einen Ausfall hatte.
Ab Mitte August kann man Hülsen als Feingemüse pflücken.

VERWERTUNG
Grüne Hülsen werden kurz (10 min) aufgekocht, die Samen danach ausgepahlt und
wie grüne Erbsen zubereitet.
Trockene Bohnen muss man 8..24 Stunden in Wasser quellen lassen und dann in
Salzwasser 1..2 Stunden aufkochen. Als Beigemüse zu Kohlrabi, Möhre, Blumen-
kohl, Sellerie, Bohnen. Die äußerlich abgetrockneten Bohnen kann man in heißem
Fett fritieren und schwach gesalzen als Knabberei naschen.
Das Trockenkorn muss hauptsächlich industriell aufbereitet werden.
Aus unveränderten Bohnen werden Sojavollfettmehl und Sojaflocken gewonnen.
Das Sojaschalenmehl ("Sojanachmehl") dient Futterzwecken.
Der typische Geruch der chinesischen Küche entstammt Sojabohnenzubereitungen,
aus denen nach 2..3monatiger Gärung die Sojasauce abfiltriert wird.
Eine hochwertige Kost sind Sojakeimlinge. Für die Keimsprossenkultur benötigt
man z.B. ein Marmeladenglas oder einen Margarinebehälter mit einem durchlöcher-
ten Deckel. In solches Gefäß kommen 1..2 Esslöffel Samen, die zuerst 12..14
Stunden in Wasser quellen. Danach wird das Wasser abgegossen. Die Temperatur
soll 22 °C nicht übersteigen (ungeheiztes Fenster ohne starke Sonneneinstrah-
lung). Täglich wird ein- bis dreimal mit frischem Wasser gespült, Wasser jedes-
mal restlos abtropfen lassen (Abseihen durch ein Leinentuch oder den durchlö-
cherten Deckel). Die ersten Sprossen sind nach vier Tagen, spätestens nach
8..14 Tagen verzehrbar; verfärbte und schleimige Keime sind zu verwerfen. Über
22 °C und mit selteneren Spülungen bildet sich Schimmel. Die Sprosse zeichnen
sich durch hohen Vitamingehalt aus (B2, C), der etwa dem von Orangensaft ent-
spricht. Man kann sie Salaten zugeben, einfrieren oder fritieren. Allzuviele
sollte man roh nicht essen wegen der enthaltenen Lektine.
Fälschlich werden diese Sprossen "Lunja" genannt, die stammen aber von der
Mungobohne ab. Letztere enthalten weniger Eiweiß und Fett, sind dafür aber roh
bekömmlich. Auf gleiche Weise lassen sich Keimsprossen von Linsen, Mais, Luzer-
ne (Alfalfa), Senfsamen, Rettichsamen, Gartenkresse, Weizen, Gerste herstellen.
Die Sprossen von Soja, Erbsen und Kichererbsen sollten vor dem Verzehr minde-
stens blanchiert werden, während die Keime von Weizen, Roggen, Gerste, Linsen,
Luzerne, Mungobohnen, Senf, Sesam und Sonnenblume roh gegessen werden können.
Sojamilch: In Kamerun werden die frischen Samen zermahlen und mit Wasser erst
angeteigt, dann weiter verdünnt und durch ein Tuch filtriert.
Tofu: Die Sojabohnen (z.B 150 g) sind 9..12 Stunden einzuweichen (8 Stunden
im Sommer, 12 Stunden im Winter) mit 1,25 l Wasser. 20 min kochen, rühren
damit es nicht anbrennt, notfalls weiteres Wasser zusetzen und hin und wieder
den Schaum abschöpfen. Den Brei zerstampfen bzw. mit dem Mixer pürieren und
durch ein Tuch pressen. Bei 70 °C rührt man in Japan das Gerinnungsmittel
Nigari ein (Magnesiumchlorid, Calciumchlorid oder 6..8 g Calciumsulfat = Gips).
und lässt 5 min ziehen, wobei die Gerinnung erfolgt. Essig und Zitronensäure
bewirken zwar auch eine Gerinnung, aber der Geschmack leidet.
Die Sojamilch teilt sich in weißen Quark und Molke, mit Tüchern in einem Ka-
sten mit durchlöcherten Boden presst man den Quark vorsichtig aus. Nach 10 min
Abtropfen kippt man den Block in reichlich Wasser und entfernt das Tuch vom
Block. Die Masse ist weich, weiß und duftet delikat. Geschnitten wird dieses
Tofu unter Wasser. Je nach Feuchtigkeitsgrad kennt man Weichen Tofu, Standard-
tofu, Seidentofu, festen und extrafesten Tofu. Der Eiweißgehalt schwankt zwi-
schen 4 und 16 %, dazu 4..6 % Fett, 1..2 % Kohlenhydrate, der Rest ist Wasser.
In Folie eingeschlagen hält er sich 10..12 Tage im Kühlschrank; Einfrieren ist
möglich, aber er ändert dabei etwas seine Struktur. Verwendung zu Brotauf-
strich, Salattunken, Eintöpfe, Rohkostsalate, Sojamilch, Sojadesserts. [1]
Tofu enthält alle 8 essentiellen Aminosäuren. Ähnliche ostasiatische Produkte
heißen Misu (Miso), Tempeh, Natto, Sufu. Bei Tempeh konnte das Vitamin
B12 nachgewiesen werden.
Technische Aufarbeitung von Soja:
Nach dem Zerquetschen der Samen zu "Schilfern" unter 70 bar Druck wird das Öl
erst ausgepresst, die andere Hälfte des Öls wird mit Hexan extrahiert. Das
Hexan lässt sich vom Öl abdampfen und in den Kreislauf zurückführen. Der ge-
ringe Rest Hexan wird durch Heißdampf aus dem Schrot ausgetrieben. Bei diesem
Erhitzen und schwachem Anrösten (Toasten) wird entgiftet
- die Urease, welche Harnstoff unter Freisetzung von Ammoniak zersetzt,
- den Antitrypsinfaktor, welcher die Wirkung des Bauchspeicheldrüsen-Enzyms
Trypsin hemmt und damit die Ausnutzung der Proteide durch den Organismus
verhindert,
- Saponine, die wachstumshemmend sind und
- die Lipoxidase, die die Zersetzung des beta-Karotins beschleunigt.
Aus dem Sojaschrot gewinnt man Proteidkonzentrate (70 % Proteide), aus denen
man die Kohlenhydrate mit einem Wasser-Alkoholgemisch bei pH 4,5 extrahiert.
Aus getrockneten Proteidkonzentraten und Sojamehl erzeugt man durch Pressen
bei 7 bar Proteidtexturen, die dabei faserig werden und zu täuschend ähnlichen
Fleischersatz verarbeitet werden ("Vegetarisches_Fleisch").
Proteidisolate gewinnt man aus Proteidkonzentraten durch Extraktion mit ver-
dünnter Natronlauge. Durch Zugabe einer organischen Säure flocken die Proteide
aus und werden abzentrifugiert. [2]
Aus solchen Proteidisolaten und -konzentraten werden "Milch", "Käse" und
"Schlagsahne" produziert, sie sind Bestandteile einer großen Zahl von Lebens-
und Genussmittelzubereitungen.
Große Schrotmengen kommen in die Kraftfutterherstellung für Milchvieh.
Sojaöl: Das wie oben beschrieben hergestellte Öl enthält verschiedene Stoffe,
die Aussehen, Geschmack und Haltbarkeit beeinträchtigen.
Mit Natronlauge werden zuerst die freien Säuren neutralisiert, die einen
kratzigen Geschmack hervorrufen würden. Die Verbindung von Natronlauge mit
Fettsäuren ist Seife, die nunmehr mit Wasser auszuwaschen ist. Die Farbstoffe
werden an aktive Tonerden (Bleicherden) gebunden. Die Stoffe, die bei Oxidation
schnell zum Ranzigwerden führen, werden mit Wasserdampf bei 180..260 °C
ausgetrieben wie z.B. das Lezithin, das nach kurzer Zeit einen penetranten
Geschmack verursachen würde. Lezithin beeinträchtigt auch die Hitzestabilität
von Fritierfett, ist aber für sich gereinigt ein wichtiges Ergänzungsmittel
bei Stoffwechselerkrankungen. Die wertvollen Triglyzeride bleiben völlig
erhalten, das raffinierte Öl ist geruchs- und geschmacksneutral. [3]
Das Öl aus genmanipulierten Sojabohnen ist unbedenklich, was aus dem nahezu
unveränderten Fettsäuremuster hervorgeht, und kritisch zu betrachtende Eiweiß-
körper sind im Öl nicht enthalten.
Die Sojabohne ist eine der vielseitigst zu nutzenden Pflanzen [8], keineswegs
vollständig:
Ganzpflanze: Futter, Brennstoff
Unreife Bohnen: Konserve, Silage, gefrostet
Reife Bohnen: gekocht, gebacken, gemahlen. Futter. Backwaren, Süßwaren, Teig-
waren, Brotaufstrich, Tofu, Sauce, Getränke, Milch, Keimsprossen, Gemüse
Mehl: Nahrungs- und Futtermittel, Flocken, Schrot, Getränke, Süßwaren, Binde-
mittel für Papier, Textilien, Farben, Kunststoffe, Klebstoff, Schaummittel,
Schaumlöschmittel, Fällmittel
Öl: Nahrungsmittel, Margarine, Glycerol, Seife, Brennstoff, Schmierstoff, Far-
ben, Emulsionen, Süßwaren (Schokolade), technische Produkte (Linoleum, Kunst-
stoffe, Textilhilfsmittel, Holzschutz, Desinfektionsmittel, Pflanzenschutz-
mittel)

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
Bakterienbrand, Blattfleckenkrankheit, Blattläuse, Brennfleckenkrankheit,
Blattrandkäfer, Echter Mehltau, Fusarium, Keimlingsbrand, Pustelkrankheit,
Mosaik, Spinnmilben

ARBEITSKALENDER
(M4)..A5 Aussaat
A6 Stickstoffdüngung, Hacken
7 Hacken
A8 Beginn Grünhülsenernte
M9..E10 Ernte, Drusch

SORTEN
Dorado, Effi, Gieso, Marple Arrow, Ölima, Sito

WIRTSCHAFT
Produktion von Sojabohnen in Mio.t /Jahr 2000 nach Ländern [7]
USA 78,91 Indien 5,40
Brasilien 31,75 Paraguay 2,75
Argentinien 19,44 Kanada 2,70
China 14,10

HISTORIE
Der Gattungsname leitet sich vom griechischen glykys = süß ab. Die "deutsche"
Bezeichnung kommt von der Soße soy. Soja als Soße kennt schon Johann Heinrich
VOSS (1751-1826; Idylle "Der Abendschmaus". VOSS ist hauptsächlich als Überset-
zer der Ilias und der Odyssee berühmt geworden). [6]


BBCH-Codierungen der phänologischen Entwicklungsstadien [9]
der Sojabohne [MUNGER et al. 1997]
Code Beschreibung
0: Keimung
00 000 Trockener Samen
01 001 Beginn der Samenquellung
03 003 Ende der Samenquellung
05 005 Keimwurzel aus dem Samen ausgetreten
07 007 Hypokotyl mit Keimblättern hat Samenschale durchbrochen
08 008 Hypokotyl erreicht Bodenoberfläche, Keimblätter noch im Boden
09 009 Auflaufen: Hypotkotyl mit Keimblättern durchbricht Bodenoberfläche
(cracking stage)
1: Blattentwicklung (Hauptspross)
10 100 Keimblätter voll entfaltet
11 101 1. Laubblattpaar am 1. Nodium entfaltet
12 102 Laubblatt am 2. Nodium entfaltet
13 103 Laubblatt am 3. Nodium entfaltet
.. Stadien fortlaufend...
19 109 Laubblatt am 9. Nodium entfaltet
110 Laubblatt am 10. Nodium entfaltet
111 Laubblatt am 11. Nodium entfaltet
.. Stadien fortlaufend...
119 Laubblatt am 19. Nodium entfaltet
2:Entwicklung von Seitensprossen
21 201 1. Seitenspross sichtbar
22 202 2. Seitenspross 1. Ordnung sichtbar
23 203 3. Seitenspross 1. Ordnung sichtbar
.. Stadien fortlaufend...
29 209 9. (oder mehr) Seitenspross 1. Ordnung sichtbar
210 10. Seitenspross 1. Ordnung sichtbar
221 1. Seitenspross 2. Ordnung sichtbar
.. Stadien fortlaufend ...
2N1 1. Seitenspross N-ter Ordnung sichtbar
2N9 9. Seitenspross N-ter Ordnung sichtbar
4: Entwicklung vegetativer Pflanzenteile, Ernteprodukt
49 409 Erntefähige vegetative Pflanzenteile haben endgültige Größe erreicht
(Schnittgut von Soja zur Verfütterung)
5: Entwicklung der Blütenanlagen
51 501 Erste Blütenknospen sichtbar
55 505 Erste Blütenknospen gestreckt
59 509 Erste Blütenblätter sichtbar; Blüten noch geschlossen
6: Blüte
60 600 Vereinzelt erste Blüten im Bestand offen
61 601 Beginn der Blüte: 10 % der Blüten offen
62 602 20 % der Blüten offen
63 603 30 % der Blüten offen
64 604 40 % der Blüten offen
65 605 Vollblüte: 50 % der Blüten offen, Hauptblüte
66 606 60 % der Blüten offen
67 607 Abgehende Blüte
69 609 Ende der Blüte: Erste Hülsen sichtbar (ca. 5 mm lang)
7:Frucht- und Samenentwicklung
70 700 Erste Hülsen haben endgültige Länge erreicht (15..20 mm)
71 701 10 % der Hülsen mit endgültiger Länge, Beginn der Hülsenentwicklung
72 702 20 % der Hülsen mit endgültiger Länge, Beginn der Hülsenfüllung
73 703 30 % der Hülsen mit endgültiger Länge, Beginn der Hülsenfüllung
74 704 40 % der Hülsen mit endgültiger Länge, Beginn der Hülsenfüllung
75 705 50 % der Hülsen mit endgültiger Länge, fortschreitende Hülsenfüllung
Hauptphase der Hülsenentwicklung
77 707 70 % der Hülsen mit endgültiger Länge, fortgeschrittene Hülsenfüllung
79 709 Fast alle Hülsen haben endgültige Größe erreicht (15..20 mm); Samen
füllt die Hülse aus
8: Frucht- und Samenreife
80 800 Erste Hülsen reif, Samen haben endgültige Größe, sind hart und trocken
81 801 Beginn der Reife, 10 % der Hülsen reif, Samen haben endgültige
Farbe und sind trocken und hart
82 802 20 % der Hülsen sind reif; Samen ausgefärbt, trocken und hart
83 803 30 % der Hülsen sind reif; Samen ausgefärbt, trocken und hart
.. Stadien fortlaufend ...
89 809 Vollreife: alle Hülsen sind reif; Samen haben endgültige Farbe und
sind trocken und hart (Erntereife)
9: Absterben
91 901 10 % der Blätter sind verfärbt oder abgefallen
92 901 20 % der Blätter sind verfärbt oder abgefallen
.. Stadien fortlaufend
97 907 Fast alle oberirdischen Pflanzenteile trocken
99 909 Erntegut (Samen)

LITERATUR
[1] KOLSTER, U.: "Kochen mit Tofu", Falken Verlag GmbH Niederhausen 1988
[2] Seifen Öle Fette Wachse (SÖFW) (1988), 19, 815-819
[3] gp magazin (1992), 7/8, 42-43
[4] Reader's Digest Das Beste (2001) 5, 21-26
[5] EAB 4. Ausg. (2002) S. 2865, 4.00/1473: Sojaöl, raffiniert
[6] MARZELL, H.: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, 2. Bd. Hirzel Leipzig
1972
[7] Der Fischer Weltalmanach 2003, Fischer Taschenbuch Frankfurt/M. 2002
[8] SCHUSTER, W.: Leguminosen zur Kornnutzung, http://www.genres.de/legumino-
sen/sojabohn.htm, (Abfr. 11/2006)
[9] MEIER, U./BBA: Entwicklungsstadien mono- und dikotyler Pflanzen - BBCH-
Monografie 2. Aufl. 2001, http://www.bba.bund.de/nn_814242/DE/veroeff/bbch/
bbch_node.html (Abfr. 3/2007)

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