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STERNANIS
NAMEN
(1) Sternanis, Chinesischer Anis, Indischer Anis, Sibirischer Anis,
Schiffsanis, Badianenbaum
L: Illicium verum HOOKER (syn. Anisum stellatum)
(2) Shikimibaum, Shkimmi, Shikim, Japanischer Sternanis, Heiliger Sternanis
Illicum anisatum L. (syn. Illicum religiosum SIEB. et ZUCC., syn. Ill.
japonicum)
BOTANIK: Fam. Illiciaceae (Sternanisgewächse), Gattung mit 40 Arten.
(1) Botanisch nicht mit Anis verwandt.
Baum 7..15 m hoch, immergrün, zypressenförmige Krone, Stamm weiß wie Birke.
Blätter bis 15 cm lang. Gelbweiße magnolienartige Blüten, 1 cm groß.
In einem Stern (Sammelbalgfrucht) stehen 7..12 dunkelbraune, kahnförmige,
in trockenem Zustand oft aufgeplatzte Teilfrüchte, jede 12..20 mm lang,
6..11 mm dick um die zentrale Säule (Columella) gruppiert. Jeder Balg mit
einem glänzend-rötlichbraunen, ovalen, 8 mm großen Samen. [5]
Bild Handels-Sternanis
VERWECHSLUNG: mit (2) und weiteren 8 Illicum-Arten
(2) Die Shikimi-Früchte riechen balsamisch, aber nicht nach Anis, Geschmack
bitter, scharf, sauer, zusammenziehend.
VORKOMMEN
Südostchina, Vietnam, Kampuchea, Abchasien, Karibik
WERT
(1) Sternanis (Anisi stellati fructus) enthält mehr als 70 ml ätherisches
Öl je kg TM (in den Schalen 4..5 % Anethol, in den Samen 2 % Anethol).
Sternanisöl (Oleum Anisi Stellati) setzt sich aus 85..90 % Anethol
und Pinen, Phellandren, Cymol, Dipenten, Limonen, Terpineol, Methylchavi-
col, Safrol, Anisketon, Sesquiterpenen zusammen. [3]
Geschmack süßlich-bitter, aber nicht so süßlich wie Anis, dagegen aromati-
scher und fülliger als Anis, da er noch Safrol enthält. Der Anwendungsbe-
reich von Sternanis ist größer und anders als von Anis.
Medizinisch bei Magen- und Darmverschleimungen, Blähungen, Unterleibsbrü-
chen, Koliken, Katarrhen der Lunge, Appetitlosigkeit, Mundgeruch, Zahn-
schmerzen. Geschmacksgeber für Medikamente.
Das Anisöl der Apotheken stammt meist vom Sternanis.
(2) Die Früchte sind giftig durch Sesquiterpenlaktone Anisatin (=Shikimin),
Neoanisatin. Vergiftungssymptome schon ab 1,5 g Speichelfluss, Erbrechen,
Durchfall, Krämpfe, Tod [4]. Die Früchte sind leichter als (1) und enthal-
ten wenig Anethol [2][3].
Die Shikimisäure bildet die Ausgangssubstanz für das Grippemittel "Tamiflu".
ANBAU
Vermehrung durch Aussaat oder Grünstecklinge im Sommer. Frostfest bis -5 °C.
Feuchter, gut drainierter, neutraler bis saurer Boden, Ertragseinsatz erst
mit 15..17 Jahren, Ertragshöhe etwa 30..45 kg/Baum und Jahr, es gibt in
Südostchina drei Ernten im Jahr. Ein Teil der Früchte wird getrocknet, der
Rest frisch zu Öl destilliert, Ausbeute 2,5..3,5 % Öl. [3]
VERWENDUNG
(1) Gemahlen zum Würzen von Pfefferkuchen, Lebkuchen (schon zum Teig zugegeben),
aber auch zu Kompott, Marmelade (Kirschen), Pudding, Quarkspeise. Bei Süß-
speisen wird Sternanis 5..10 min vor Kochende zugesetzt, eine Messerspitze
auf 1,5 l Gericht; Gefäß zudecken zum Ziehen. Samen erst kurz vor der Ver-
wendung zerstoßen. Auch zum Abschwächen versalzener Speisen.
In Ostasien auch zum Würzen von Fleisch und Geflügel (bis zu 1 g je Portion),
Soßen für Gemüse-, Reis-, Eiergerichte, Curry, Tee.
Aromatisierung von Likören und Kaffee [1], Tee und Punsch.
Sternanis gehört mit Szechuanpfeffer, Chinesischer Zimtrinde, Gewürznelken
und Fenchelsamen zu den "Fünf Gewürzen" der chinesischen Küche.
(2) zur Verfälschung von (1)
HISTORIE
Der Gattungsname leitet sich vom lateinischen illicere = anlocken ab, illicium
= Anlockungsmittel, weil die Früchte von Chinesen als Gewürz verwendet wurden
(LINNÉ 1759). "Badian" rührt vom persischen badyan = Fenchel, Anis her (1815).
LITERATUR
[1] POCHLJOBKIN, W.W.: Alles über die Gewürze, Fachbuchverlag Leipzig,
3. Aufl. 1977
[2] BUCHHEISTER, G.A., G. OTTERBACH: Handbuch der Drogisten-Praxis, Springer,
Berlin, 16. Aufl. 1938
[3] GILDEMEISTER, E.: Die ätherischen Öle, Bd. II, Schimmel & Co. Miltitz,
3. Aufl. 1929
[4] ROTH, L., M. DAUNDERER, K. KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol
Hamburg, 4. Aufl. 1994
[5] EAB 4. Ausg. (2002) S. 2903; 4.00/1153: Sternanis
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