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TABAK

 
NAMEN: Tabak
(1) Virginischer Tabak
Nicotiana tabacum L.
(2) Veilchentabak
Nicotiana rustica L.
(3) Nicotiana glauca GRAHAM

BOTANIK: Fam. Solanaceae (Nachtschattengewächse)
(1) Bilder Tabakblüte Tabak

WERT
Tabak ist keine Nutzpflanze! Sie hat keine medizinischen Wirkungen, die nicht
durch andere Pflanzen erbracht werden könnten, und sie wird hauptsächlich dazu
benutzt, Menschen Giftgasen auszusetzen.
Beim Rauchen entstehen etwa 4800 Verbindungen, sehr viele davon sind gesund-
heitsschädlich, 70 davon krebserregend. Tabakgenuss ist am Entstehen von rund
300 Krankheiten beteiligt. Rauchen macht psychisch und physisch abhängig.
Die Sucht wird durch das Alkaloid Nikotin verursacht; Nikotin blockiert über
Acetylcholin Rezeptoren im Gehirn. Das Gehirn versucht nun, mehr Rezeptoren
bereitzustellen. Beim Abbau des Nikotins werden die Rezeptoren frei und verur-
sachen Konzentrationsstörungen und Unruhe, diese Entzugserscheinungen zwingen
den Raucher dazu, sich wieder einen Glimmstengel anzuzünden, ohne dass sich ein
besonderes Wohlgefühl einstellt. Bereits vier Zigaretten reichen, um die Cilien
in den Bronchien zu lähmen, wodurch Schleim und Fremdkörper nicht mehr heraus
befördert werden - ein Raucher braucht mindestens die doppelte Zeit, um eine
Erkältung los zu werden. Nikotin ist ein starkes Gift, 50 mg intravenös sind
tödlich. In (1) befindet sich 0,05..4 % Nikotin, in (2), aus dem "Machorka"
verfertigt wird, gar bis 7,5 %.
Das Abbauprodukt Nornikotin verändert körpereigene Eiweiße, so dass auch daraus
verschiedene Krankheiten entstehen können (wie womöglich Alzheimer).
Nach längeren Rauchjahren folgen Gefäßverschlüsse in den Extremitäten ("Rau-
cherbein"), was bis zur Amputation führt.
Eine andere Langzeitwirkung ist dem Teer und den Schwelkondensaten anzulasten:
25..35 % aller Krebserkrankungen, davon speziell 60..90 % Krebs der Atmungs-
organe, 30 % der Bauchspeicheldrüse, 30 % der Nieren, 30..70 % der Blasenkrebse
müssen dem Zigarettenkonsum angerechnet werden. Wer es nicht glaubt, welche
Teermengen in der Lunge hängen bleiben, sollte sich G. v. HAGENs Ausstellung
"Körperwelten" ansehen.
Statistik ist eine Sache, von der man glaubt, es träfe nur die Anderen; und
wieder eine andere ist, einen nahen Angehörigen elend verrecken zu sehen, ohne
dass irgendeine Rettung in Sicht ist.

In der Erforschung transgener Pflanzen ist Tabak beliebt. Da das Nikotin in der
Wurzel gebildet wird, kann man durch Aufpfropfen auf Wildtomaten praktisch ni-
kotinfreie Pflanzen erzeugen.
Transgene Tabakpflanzen sollen Antikörper erzeugen, die u.a. für die Krebsthera-
pie und -Vorbeugung gedacht sind. Ein Verfahren ist das Einbringen von Bakte-
rien-Suspensionen im Vakuum in die Pflanze. So gewonnene Wirkstoffe sind kom-
plexer als solche aus Zellkulturen.

HISTORIE
"Tabak" ist der Sprache der Aruaks auf Haiti und Kuba (und Tobago!) entnommen
und bezeichnet eigentlich eine zylindrische, mit einem Maisblatt umwickelte
Rauchrolle [1], wie sie Fray BARTOLOMÉ de las Casas, Chronist des KOLUMBUS,
beschreibt. Der Anbau in Spanien und Portugal beschränkte sich zunächst auf den
Gebrauch als Zier- und Heilpflanze.
Die Gattung ist nach dem französischen Gesandten Jean NICOT (1530-1600) benannt,
der den Tabak 1561 von Lissabon nach Paris brachte und tüchtig die Reklametrom-
mel rührte.
In Italien nannte man den Tabak auch "Tornabona" nach dem Bischof TORNABONA
(- 1598) von San Sepulcro, der ab 1560 den Anbau in der Toscana einführte.
In Deutschland entstand die erste Zigarrenmanufaktur 1788 in Hamburg, ab 1890
verbreitete sich das Zigarettenrauchen.

LITERATUR
[1] MARZELL, H. / H. PAUL: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, 3. Bd. Hir-
zel Stuttgart, Steiner Wiesbaden 1977

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