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TAMARINDE

 
NAMEN
(1) Tamarinde, Indische Dattel, Sauerdattel, Asem
L: Tamarindus indica L. (syn T. occidentalis GAERTN., HOOK.)
E: tamarina, F: tamarin, I: tamarindo, S: tamarindo
(2) Falsche Tamarinde, Tantan
Leucaena leucocephala (LAM.) de WIT (syn. L. glauca (L.) BENTH.; syn. Mimosa
glauca L.)

E: White Babool, White Popinac, Horse Tamarind, Lead Tree, Sea Blue, S: Guaje,
Indien: subabul, Indonesien: Lamtoro

BOTANIK
(1) Fam. Caesalpiniaceae
Baum, bis 25 m hoch. Stamm umfangreich, Rinde rauh, grauschwarz. Krone aus-
ladend bis 25 m, dichten Schatten werfend. Immergrün. Blätter paarig gefie-
dert. Blüte robinienartig, gelblich, duftend, in endständigen Trauben, Mai..
Juni. Selbststeril, insektenbestäubt (Ameisen). Reife im Winter, Hülsen-
früchte 8..20 cm lang, gekrümmt, fingerdick, mit bis zu 10 nierenförmigen
Samen in breiigem Fruchtmark. Schale brüchig, zimtfarben. Ertragseinsatz
mit 13..14 Jahren, dann weitere 60 Jahre fruchtend. Lebensalter 200..300
Jahre. [5]
(2) Fam. Mimosaceae. Gattung Leucaena mit schätzungsweise bis 50 Arten. Drei
Herkunftstypen: - Hawaiian Type, ssp. leucocephala
- Salvador-Cultivare, ssp. glabrata
- Peru-Typ
Kleiner Baum bis 10 m oder Strauch bis 5 m hoch. Stamm wenig geradschäftig.
Rinde längsstreifig, graubraun, glatt.
Blätter wechselständig, 3-..10-paarig gefiedert, 10..20 cm lang, Fieder-
blättchen 8..15 mm lang. Drüse zwischen den ersten Fiedern.
Blüte in kugeligen Köpfen, kurz gestielt, Kronblätter getrennt, weiß, in
achselständigen Büscheln oder blattlosen Trauben, schon ab dem 2. Jahr.
2n=104. Hülsen schmal, 12..18 cm lang, 12..20 mm breit, in Büscheln zu 15..
20(..60) Stück, 15..20 Samen pro Hülse. Samen glänzend braun, elliptisch,
abgeflacht, 8 mm lang, TKM = 30..60 g. [6][8]
Lebensalter 70..80 Jahre.

VORKOMMEN
(1) Tropisches Afrika (Äthiopien bis Sambesi), Indien, Südostasien, Karibik,
Mexiko
(2) Herkunft Mexiko, tropisches Amerika, Anbau Indien, Hawaii. Jahesmitteltem-
peratur (20..)25..30 °C, Frostschäden unter -7 °C.

WERT
(1) In 100 g Fruchtfleisch sind enthalten:
39 g Wasser; 2 g Eiweiß; 0 Fett; 38 g Kohlenhydrate; 5 g Ballaststoffe;
Energie 865 kJ. 10,8 mg Purin-N. Mineralstoffe (in mg: 81 Ca; 1,5 Fe; 570 K;
92 Mg; 3 Na; 86 P; 1 Zn). Vitamine (in mg: 0,014 Karotin; 0,3 B1; 0,08 RF;
0,02 FS; 0,07 B6; 3 C; 0,6 E).
Das süßsäuerliche, bitterliche, dunkelbraune, zähklebrige Fruchtfleisch
wirkt schwach abführend. Enthält bis 14 % Weinsäure und etwas Apfelsäure.
Ätherisches Öl mit Limonen, Geraniol, Safrol, Methylsalizylat, Menthol,
Cinnamylaldehyd, Nikotinsäure [3]. Zu Erfrischungsgetränken, appetitanre-
gend,mild abführend, gegen Halsschmerzen, gegen Brechreiz in der Schwanger-
schaft. Junge Blätter und Hülsen als Gemüse gekocht. Samen gekocht oder ge-
röstet als Kaffeezusatz bzw. Notnahrung. Die Samen enthalten 60 % des Poly-
saccharids Jellose, das in Wasser aufquillt und Pektin ersetzen kann. [5]
(2) Futterlieferant in Trockengebieten besonders für Wiederkäuer, aber der Gift-
stoff Mimosin schadet beispielsweise Schafen, Pferden, Eseln, Schweinen,
Hühnern, aber weniger Rindern und Ziegen. Die Blätter enthalten bis 37 %
Proteine. Rinde medizinisch gegen innere Schmerzen. Splintholt hellgelb,
Kernholz gelb-..dunkelbraun, Rohdichte 0,50..0,59, hart, Druckfestigkeit
300..340 kg/cm². Bauholz; Brennholz mit hohem Brennwert, aus Abfallholz auch
Holzkohle. Biomasse jährlich 5..55 t/ha.
Die langen Pfahlwurzeln befördern Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten nach
oben. In der flacheren Wurzelregion gewinnen Knöllchenbakterien Stickstoff
aus der Luft bei pH > 5,5. Wichtig im Kampf gegen Fortschreiten der Wüsten.
Bodenverbesserer, Erosionsschutz, Heckenpflanze auch auf unfruchtbaren Böden.
Durch den Laubfall verbessert Leucaena den Boden durch die organische Masse,
wonach Landwirtschaft möglich wird. Schattenspender.

ANBAU
(1) Es gibt wenig plantagenmäßigen Anbau, meist nur Einzelpflanzungen in trock-
neren Gebieten, aber auch Alleen. Boden leicht, drainiert. Temperatur min-
destens 15..18 °C. Vermehrung durch Aussaat bei 21 °C, Veredlung im Früh-
jahr. [3]
Pflanzabstände Alleen 10 m, in Plantagen 12 m. Sorten werden durch Pfropfen
oder Stecklinge vermehrt. Ertrag je Baum 200 kg und mehr. [5]
(2) Wuchs über 500 m Höhe erfolgt sehr langsam, deshalb wird nur in Meereshöhe
angebaut. Boden neutral bis alkalisch, der pH-Wert wird durch die Pflanze
nicht verändert, Salzgehalte schaden nicht, wohl aber Tonminerale (durch
Aluminium). Vermehrung durch Aussaat oder Stockausschläge. Das trockene
Saatgut behält bei 2..6 °C seine volle Keimkraft 5 Jahre. Keimung ohne Vor-
behandlung 6..60 Tage, mit Ritzen oder Schwefelsäurebehandlung 6..10 Tage.
Aussaat in Container, Pflanzung nach 10 Wochen.
Zur Brennholzgewinnung wird dicht gepflanzt (Ertrag 30..40 m³ je ha). Nach
vier Jahren erreicht Leucaena Stammdurchmesser von 35 cm, nach dem Abschla-
gen treibt sie wieder aus. Für landwirtschaftliche Zwecke werden Zwischen-
reihen entfernt. Wasserbedarf 500..2000 mm im Jahr, Trockenperioden werden
überstanden, frostempfindlich. [6][7][8]

VERWERTUNG
(1) Marmelade, Mus ("Tamarindenschleim"), Saft, Sorbet (Jamaika: tamarinade).
Das getrocknete Mus ist Bestandteil orientalischer Gewürzmischungen für
Suppen, Salate, Pürrees, Reis, Würzsoßen (Worcestershire-Sauce), Chutneys.
Kandiert als Suppeneinlage in China. [2]
Medizinisch als Pulpa Tamarindorum depurata für Latwergen, Tamarindenlikör
gegen Verstopfung. Die Pulpa wird durch Einweichen der Tamarinden in heißem
Wasser, Streichen durch ein Haarsieb, Zuckerzusatz und Eindampfen zur Mus-
dicke hergestellt. [1]
Tamarindensaft gilt in Lateinamerika als Leberschutzmittel und Katervorbeu-
gung bei Alkoholgenuss. [4]
Das Holz ist schwer zu bearbeiten, dauerhaft, für Werkzeuge, Pressen. Gutes
Brennholz, für Holzkohle geeignet.
(2) Holz hauptsächlich zum Feuern, Laub, Rinde, Hülsen werden genutzt. Gelegent-
lich werden Triebe und Hülsen als Gemüse gegessen.
Schattengebende Futterpflanze auch für Grenzstandorte. Aus dem Holz lässt
sich Zellstoff erzeugen.

HISTORIE
(1) Der Gattungsname leitet sich vom arabischen tamar e hindi = indische Dattel
ab. Leucaena (gr. leukainein = weiß machen, leukos = weiß) bezieht sich auf
die weißen Blütenköpfchen.

LITERATUR
[1] PAHLOW, M.: Das große Buch der Heilpflanzen, Bechtermünz, Weltbild 1999
[2] PINI, U.: Das Gourmet Handbuch, Könemann Köln 2000
[3] BOWN, D.: DuMont's Große Kräuter-Enzyklopädie, DuMont Köln 1998
[4] DUKE, J.A.: Die Grüne Apotheke, Rodale 1997
[5] SCHÜTT, P. u.a.: Bäume der Tropen, Nikol Hamburg 2004
[6] http://cgi-host.uni-marburg.de/▪omspezbo/nutzpflanzen/details, Abfrage
2/2006
[7] BR, Bayrisches Fernsehen, Früchte der Welt, Leucaena - ein Baum für alle
Gelegenheit, 1997
[8] SCHÜTT.WEISGERBER.SCHUCK.LANG.STIMM.ROLOFF: Bäume der Tropen, (25 Lit'stel-
len), ecomed Landsberg / Nikol Hamburg 2004

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