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TONKABAUM

 
NAMEN: Tonkabaum, Tonkabohnenbaum
(1) Holländische Tonkabohnen, Angostura
Dipteryx odorata (AUBL.) WILLD. (syn. Coumarouna odorata AUBL.)
(2) Englische Tonkabohnen, Para-Tonkabohnen, Sarrapia (für den ausgewachsenen
Baum)
Dipteryx oppositifolia (AUBL.) WILLD.

BOTANIK: Fam. Fabaceae (Schmetterlingsblütler)
(1) Baum, auch über 20 m hoch. Früchte einsamig, 3..5 cm lang. Samen länglich, flachgedrückt, 3..4 cm
lang, 8..10 mm breit und dick, gekrümmt, an beiden Enden stumpf. Samenschale
schwarz, runzlig, fettglänzend, ablösbar, spröde. Samenlappen gelbbräunlich,
meist durch einen Spalt mit Cumarin-Kristallen getrennt.
(2) Baum bis 20 m hoch, sehr harte Frucht, in der Hülse ein Same. Samen kleiner
als (1). Ein Baum liefert bis 50 kg Samen, dann aber alternierend (zwei
Jahre Ertragspause).

VORKOMMEN
(1) Nordbrasilien, Guayana, Venezuela
(2) Guayana, vereinzelt.

WERT
Die Samen, Tonkabohnen (Tonca semen), enthalten 1..3(..10!) % Cumarin und Cuma-
rinderivate, Stärke, Gummi, fettes und ätherisches Öl, Sitosterin. Geruch vanil-
leartig oder wie Steinklee. Geschmack aromatisch, bitter, ölig. Medizinisch
wurden die Samen früher als reizendes, schweißtreibendes Mittel verwendet, auch
gegen nervöse Störungen und Menstruationsbeschwerden.
Cumarin (= 1,2-Benzopyron), farblose, glänzende Nadeln oder Plättchen, die ab
68 °C schmelzen, in Alkohol und Öl leicht löslich sind, angenehm riechen und
brennend schmecken. Größere Mengen verursachen heftige Kopfschmerzen, Erbrechen,
Schwindel, Schlafsucht, zentrale Lähmungen, Koma, Atemstillstand, Tod. Bei
Dauergebrauch sind cancerogene Folgen zu erwarten.
Das Holz ist als Cumaru bekannt.

ANBAU, ERNTE
Das Kristallisieren des Cumarins ist gewünscht: Die Bohnen kommen noch nicht
ganz reif in Fässer und werden mit etwas Rum übergossen.
(2) Die Früchte werden von "Sarrapieros" eingesammelt. Die harte Steinschale
wird zerschlagen, um an den Samen zu kommen.

VERWERTUNG
Aromatisierung von Tabaken, Schnupftabaken. Zur Herstellung von blumigen Düf-
ten, früher Ersatz des Waldmeisters in Maibowlen. Für Lebensmittel und Getränke
darf die Tonkabohne aber seit 1981 nicht mehr verwendet werden.

HISTORIE
"Angostura" kommt von der heutigen Stadt Ciudad Bolivar in Venezuela (die Ton-
kabohne hat aber nichts mit der Angosturarinde zu tun, siehe Angostura
Der Gattungsname leitet sich vom griechischen di = zwei und pterys = Flügel ab,
da die oberen Kelchabschnitte der Blüten flügelartig ausgebildet sind.
Der Name der chemischen Verbindung Cumarin leitet sich vom Baumnamen Cumaru ab.

LITERATUR
[1] ROTH.DAUNDERER.KORMANN: Giftpflanzen Pflanzengifte, Nikol Hamburg, 4. Aufl.
1994
[2] BUCHHEISTER-OTTERSBACH: Handbuch der Drogisten-Praxis, 1. Bd. Springer Ber-
lin, 16. Aufl. 1938

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