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TRAGANT

 
NAMEN
(1) Tragant, Tragacanth, Mongolischer Tragant
Astragalus hoantchy ("Huang Qi")(syn. A. membranaceus)
(2) Echter Tragant
Astragalus verus, A. gummifer LABILL.
(3) Kicher-Tragant
Astragalus cicer L.
(4) Indischer Tragacanth, Karaya, Kadaya
Sterculia urens ROXB.

BOTANIK: Fam. Fabaceae (Schmetterlingsblütler). Gattung mit etwa 1600 Arten
weltweit, etwa 10 in Deutschland.
(1) Höhe bis 1 m. Feste Stengel mit 8..12 unpaarig gefiederten Blättern.
Wurzel mit fester, faseriger, gelblich-brauner Haut. Mark gelblichweiß.
(2) Niedriger, schirmförmiger Strauch mit 8..10paarig gefiederten, linealischen,
stachlig gestielten kurzhaarigen Blättern. Blüte weiß, flaumig, 1 cm groß,
in Trauben.
Die Rinde schwitzt eine schleimige Substanz aus, die an der Luft ein-
trocknet (Tragantgummi).
(3) Bild Kicher-Tragant
(4) Fam.Sterculiaceae. Gattung mit 120 Arten.
Baum, 9..15 m hoch. Rinde weißlich, papierartig. Laubabwerfend. Blätter 20..
30(..45) cm lang, herzförmige Basis, platanenförmig gelappt, samtig. Blüten
1..3 mm klein, gelb; männliche, weibliche und zwittrige in endständigen Ris-
pen, März..April. Balgfrüchte ledrig, scharlachrot, zu fünft sternförmig an-
geordnet, bis 6 cm groß, mit 3..6 Samen, bis 6 mm lang, schwärzlich.
TKM 165..200 g. 2n=40. [7]

VORKOMMEN
(1) Nordchina, Ostchina, Japan, Korea, Mongolei
(2) Kleinasien
(4) Indien, Sri Lanka, Myanmar, Afrika

WERT
(1) Die Wurzel enthält Glykoside und Saponine bzw. 0,8..1 % Isoflavonoide
(Kumatakenin, Asparagin, Calycosin, Formomonetin, Astragalin), essentielle
Fettsäuren, süß, erinnert an Süßholzwurzel. Harntreibend, senkt Blutdruck,
Herztonikum, ausdauersteigernd. Gegen Krebs, chronische Müdigkeit, Organ-
vorfall, Diabetes, Nebenniereninsuffizienz, Hepatitis, Bronchitis, Erkäl-
tung, Grippe, kalte Hände und Füße. Dieser Tragant hilft auch gegen Virus-
infektionen, da er die Produktion von Interferon erhöht, stärkt damit das
Immunsystem (besonders nach einer Chemotherapie).
In der TCM als dem Ginseng gleichwertiges Tonikum.
(2) Der Tragantgummi wirkt einhüllend, erweichend. Bei Entzündungen in Mund,
Rachen, Atmungsorganen, Harnwegen, Darmkanal. Äußerlich blutstillend,
zu Mundwässern, Klistieren. Verdickungsmittel E413, Stabilisator für sauere
Lebensmittel (Salatsoßen, Mixed Pickles, Eiscreme, Obsttorten), auch für
Kosmetika (Handlotionen, Zahnpasta, Vaginalgele, an Stelle von Fett in
Salben) [3], zu Textilhilfsmitteln. Der Tragant enthält außerdem 60 %
Bassorin (ein Invertzucker). [4]
Tragantschleim sollte nicht über 50 °C erhitzt werden, da er seine Zäh-
flüssigkeit verliert.
(3) Als Kaffeeersatz verwendet
( ) Andere Tragantarten werden als Futterpflanze verwendet, wieder andere sind
giftig.
(4) Stamm und Äste geben nach Verletzungen das Gummiharz Karayagummi, "Karaya
Gum", ab, die beste Qualität von März bis Juni. Es besteht aus Kohlenhydra-
ten und Galacturonsäure. Das Gummiharz ist in Wasser, aber nicht in organi-
schen Lösungsmitteln löslich. Durch hohe Quellfähigkeit als Gelier- und Ver-
dickungsmittel E 416 verwendet. In großer Menge wirkt es abführend, gegen
Verstopfung und Reizdarm; ist Haft-
mittel für Zahnersatz und Stabilisator in Lebensmitteln, Kosmetika, Binder
für langfaseriges Papier. Das Holz eignet sich höchstens für Kisten. [7]

ANBAU
(1) Winterhart, kultiviert auf sandigem, drainiertem Boden in sonniger Lage.
Kalkhold. Vermehrung durch Aussaat im Frühjahr oder Herbst.
Die Wurzeln rodet man im Herbst ab dem 4. Standjahr, spaltet und trocknet
sie für Tee, Tinktur und Puder. [5]
(2) Echter Tragant wird nicht angebaut, sondern von wildwachsenden Beständen
gewonnen. Dazu wird die Erde teilweise entfernt. Schnitte oder Einstiche
lassen Saft austreten, der bei trockenem Wetter binnen drei Tagen hornar-
tig erstarrt ("Ziegenhorn") und zu dünnen, weiß bis blassgelben Bändern
abgekratzt wird. Die ersten Einstiche liefern die beste Ware. [4]
(4) Dürreresistent, sogar auf flachgründigem Boden wachsend.
Die Stammverletzungen zur Gummigewinnung müssen alle 2..3 Jahre neu ange-
legt werden. Das Gummiharz wird alle drei Tage eingesammelt und an der Son-
ne getrocknet. [7]

VERWENDUNG
(1) Die Wurzel wird in China in biegsamen Stücken von 15..20 cm Länge gehandelt.
In der TCM zweimal pro Tag 4..6 g als Abkochung auf leeren Magen.
Aber auch als Tinktur (100 g auf 1 l 40%igen Alkohol, evtl. mit Ginseng,
2..3 Monate ziehen lassen), Tagesdosis 25 ml auf leeren Magen zur Unter-
stützung des Immunsystems bei einer Chemotherapie. Die immunstimulierenden
Eigenschaften werden durch Ginseng, Codonopsis, Schisandra chinensis,
Angelika, Süßholzwurzel und Echinacea gesteigert.
(2) Zu Schleim mischt man vier Teile Tragantgummi mit einem Teil warmem
Wasser. Er muss immer frisch zubereitet werden. Oder der Tragant wird mit
90%igem Alkohol durchfeuchtet, dann kommen sofort 50..100 Teile Wasser
dazu und kräftig schütteln. [4]
Etwa 20 andere Tragantarten lassen sich ebenso verwenden.

HISTORIE
Der Gattungsname bezieht sich auf die würfelförmige Gestalt der Samen (astraga-
los
= Würfel, Knöchel).
Zur Zeit der Kontinentalsperre wurden Samen bestimmer Tragantarten (A. baeticus
L.
) als Kaffee-Ersatz geröstet ("Schwedischer Kontinentalkaffee", "Deutscher
Kaffee"), da sie sich auch in Deutschland im Garten anbauen ließen.

LITERATUR
[1] REID, D.: Handbuch der chinesischen Heilkräuter, Knaur München 1998
[2] SIEGMUND, F.: Omas Lexikon der Kräuter- und Heilpflanzen, Bechtermünz 1997
[3] POLLMER, U., C. HOICKE, H.-U. GRIMM: Vorsicht Geschmack, rororo Reinbek,
2. Aufl. 2001
[4] BUCHHEISTER, G.A., G. OTTERSBACH: Handbuch der Drogisten-Praxis, Springer
Berlin, 16. Aufl. 1938
[5] BOWN, D.: DuMont's große Kräuter-Enzyklopädie, DuMont Köln 1998
[6] EAB 4. Ausg. (2002) S.3044; 4.00/0532: Tragant
[7] SCHÜTT, P. u.a.: Bäume der Tropen, ecomed / Nikol Hamburg 2004

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