Zurück zur Startseite
Voriges Kapitel Tragant
Folgendes Kapitel Traubenkraut

TRAUBENKIRSCHE

 
NAMEN
(1) Traubenkirsche, Judenkirsche, Ahlkirsche, Wilde Weichsel, Tinten-,
Schieß-, Elsebeere, Kitsch, Stinkweide, Stinkholler, (Faulbaum)

Padus avium MILL. (syn. Prunus padus L.)
(2) Spätblühende Traubenkirsche
Prunus serotina EHRH. (syn. Prunus virginiana L.)

BOTANIK: Fam. Rosaceae (Rosengewächse)
(1) Strauch oder Baum bis 10 m hoch, Rinde dunkelbraun bis braunschwarz, weiß
punktiert. Blätter fast verkehrt eiförmig, zugespitzt, doppelt gesägt,
6..10 cm lang, mit zwei Drüsen am Blattstiel. Blüte April bis Mai, in unan-
genehm stark duftenden, weißen, 8..15 cm langen, überhängenden Trauben.
2n=32. Die ganze Pflanze riecht bittermandelartig. Geschmack der Rinde bit-
ter zusammenziehend. Früchte glänzendschwarz, erbsengroß, mit Stein, mit
süßem, manchem widerlichen Geschmack.
(2) Baum bis 30 m hoch. Blätter elliptisch bis länglich. Blüte weiß, Früchte
blauschwarz.

VERWECHSLUNG: Faulbaum, der hat aber grünliche Trugdolden.

VORKOMMEN
(1) Schattige und feuchte Stellen, Auenwälder, Bachränder
(2) Nordamerika, Anbau in Europa; entwickelt sich hier zum invasiven Neophyten.

WERT
(1) Aus den Ahlbeeren, die süß und zusammenziehend, bitterlich-herb schmecken,
kann Saft, Kompott, Mus oder Marmelade bereitet werden. In 100 g enthalten
sie 40 mg Vitamin C; sie wirken leicht bakterizid. Aus den getrockneten
Beeren hat man in Notzeiten sogar schon Mehl gemahlen.
Die gewürzhaft bittere, amygdalinhaltige Rinde (Cortex pruni padi) ent-
hält die Glykoside Laurocerasin, Prunasin und Isoamygdalin, sie ist
harntreibend, krampflösend, stopfend. Man wandte sie gegen Gicht, Rheuma
und Durchfälle an. Vor dem Aufkommen der synthetischen Farbstoffe nahm man
die Rinde zum Grünfärben von Textilien.
Die Traubenkirsche ist geeignet als rauchfester Windschutz, deren Ruten
auch zum Flechten, das Holz zum Schnitzen verwendbar sind. Mäßige Bienen-
weide.
(2) Die Rinde enthält Glykoside (Prunasin), Benzaldehyd, Endesmansäure, Scopo-
letin, p-Cumarsäure, Cumarine, Gerbstoffe. Genutzt von Indianern gegen
chronischen, trockenen Husten, Asthma, Keuchhusten, Verdauungsbeschwerden,
Reizdarm, Durchfall, Hämorrhoiden, Wehenschmerzen. Überdosierung ist ge-
fährlich [1]. Meist nur zur Holzgewinnung angebaut.

ERNTE, VERWERTUNG
(1) Die Beeren können mit Zuckerzusatz roh verzehrt werden. Die Steine dürfen
nicht zerschlagen werden, da der Samen zu viel Amygdalin enthält. Saft mi-
schen mit Apfel-, Brombeer-, Mahonien- oder Holundersaft. Die Rinde wird
von jüngeren Zweigen Februar bis Mai geschält. Homöopathie D2 gegen Kopf-,
Mastdarmschmerzen, Herzbeschwerden. Tinkturen und Verreibungen, beruhigend
bei Krämpfen.

HISTORIE
padus hat THEOPHRAST für eine völlig andere Pflanze gebraucht. PLINIUS bringt
padus mit dem Po in Italien in Verbindung (wo Pechkiefern wuchsen, die die Gal-
lier padi nannten).

LITERATUR
[1] CHEVALLIER, A.: Die BLV-Enzyklopädie der Heilpflanzen, München, 2. Aufl.
2000

Zum Anfang dieses Kapitels