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WASSERFENCHEL

 
NAMEN
(1) Wasserfenchel, Wasser-Pferdesaat, Rossfenchel, Wasser-Rebendolde, Butte
Oenanthe aquatica (L.) POIRET (syn. Phellandrium aquaticum L.)
E: water fennel, F: Fenouil aquatique, Phellandre, I: finocchio-aquatico,
cicutario, N: watertorkruid
(2) Röhrige Rebendolde, Röhrige Pferdesaat
Oenanthe fistulosa L.
(3) Giftige Rebendolde
Oenanthe crocata L.
E: hemlock water-dropwort, F: Oenanthe safranée, I: finocchio-acquatico
con foglie di prezzemolo
(4) Vietnamesischer Wasserfenchel
Oenanthe stolonifera WALL. ex DC.

BOTANIK: Fam. Apiaceae (Doldengewächse)
(1) Ein- oder zweijährig. Stengel am Grund sehr dick, bis 3 cm, hohl, aufstei-
gend oder aufrecht, Höhe 0,3..1,5 m, gerillt, verzweigt, an den Knoten mit
vielen langen Wurzeln. Blätter doppelt gefiedert, lanzettlich eingeschnit-
ten-gesägte Zipfel. Unterwasserblätter haardünn, fädig. Blüte weiß, in
zusammengesetzten Dolden, ohne Hüllblättchen, mit Hüllchen an Döldchen.
2n=22. Spaltfrüchte zusammenhängend, länglich, fast stielrund, sich nach
oben verschmälernd, 3..5 mm lang, rötlichbraun, 5zähniger Kelch. Jede Teil-
frucht mit 5 breiten Rippen. Geruch unangenehm, stark, Geschmack bitter
brennend, gewürzhaft. Wurzel möhrenförmig.
(2) Ausdauernd. Ausläufer, Wurzel büschelig mit rübenförmig verdickten Strän-
gen. Stengel röhrig, Höhe 0,3..0,6 m. Blätter unten doppelt, oben einfach
fiederteilig, mit linealischen, auch dreispaltigen Abschnitten, Hülle bis
zweiblättrig. Blüte weiß, außen rötlich, in Dolden ohne oder mit einem
Hüllblättchen, Juni bis Juli. 2n=22.
(3) Die Wurzel ist kurz, knollig verdickt, geringelt, mit fleischigen, gelb-
lichen Wurzeln.
(4) Bild Vietnamesischer Wasserfenchel

VERWECHSLUNG
(1) möglich mit Anis, Dill, Fenchel, Kümmel, Petersilie, Schierling und mit
anderen Oenanthe-Arten.

VORKOMMEN:
(1) An Sümpfen Mitteleuropas, flache, nährstoffreiche Gewässer, auch
zeitweise trocken.
(2) Gräben, Ufer, Sümpfe
(3) Südfrankreich, Spanien, Portugal, Marokko, an feuchten Stellen

WERT
(1) Die Früchte (Fructus Phellandri) enthalten 1..2,5 % ätherisches Öl (davon
80 % des Terpens d-ß-Phellandren, das Aldehyd Phellandral, der Alkohol
Androl [2]), fettes Öl, Harz, Mannan, Galaktan. In den Wurzeln Peucedanin,
Stärke, ätherisches Öl. Der Wasserfenchel wirkt stärker als Fenchel.
In der VM gegen Lungenleiden, schleimiger Auswurf, Bronchialkatarrh, Asthma,
Tuberkulose, gegen Brustdrüsenentzündung als Umschlag.
Das Kraut enthält das Gift Oenanthotoxin, das bei Pferd, Rind und Schwein
zu Durchfall und Krämpfen führt. [3]
(2) Die Wurzel enthält das giftige Oenanthotoxin, sie riecht und schmeckt wider-
lich. Das Weidevieh meidet die Pflanze.
Vergiftungssymptome: Magenkrämpfe, Koma, Herz, Tod. Vergiftungen kommen
aber eher durch die gewürzhaft schmeckenden Samen vor.
Homöopathie D2..D4 gegen Meningitis, Epilepsie, Schlaganfall, Krämpfe, ju-
ckenden Hautausschlag. [1]
(3) Rebendoldenwurzel (Oenanthe radix), nach Pastinake schmeckend, enthält
goldgelben Milchsaft mit Polyinen besonders im Winter und Frühjahr.
Die Polyine sind äußerst giftig (Oenanthotoxin, weniger Oenanthetol und
Oenantheton). Vergiftungssymptome: Blasenbildung im Mund, Reizung des Ver-
dauungstraktes, Schwindel, Koma, Krämpfe, erweiterte Pupillen, Tod.
Auch Weidevieh verendet unter Krämpfen [3]. Giftiger als (2).
Homöopathie D3..D6 gegen Epilepsie, Schwindel, Delirien, Meningitis,
Schlaganfall.

ANBAU
(1) Nur Wildsammlung
(3) Wurde in Klostergärten angebaut

ERNTE
(1) Die Wasserform wird als giftig verdächtigt, es sind daher die Samen der
Trockenform zu sammeln, indem die Dolden im August bis September abge-
schnitten und gebündelt im Schatten getrocknet werden.
(2) Beim Ausgraben der Wurzeln im Frühjahr sind Handschuhe zu tragen, da
Hautkontakt zu juckendem Ausschlag führen kann.

VERWERTUNG
(1) Tinktur. Tee ( 2 Teel auf 2 Glas kaltes Wasser, 6..12 h ziehen lassen,
tagsüber schluckweise oder 1 Teel. auf 1 Tasse kochendes Wasser). Pulver
(0,5..1,0 g dreimal täglich). Homöopathie D3. Zerquetschtes Kraut auf
eiternde, schlecht heilende Wunden. Zuweilen als Käsegewürz.

HISTORIE
Weshalb DIOSKORIDES die Pflanzen oenanthe (oinos = Wein, anthos = Blüte) nannte,
bleibt sein Geheimnis, wurde aber von TOURNEFORT übernommen. Der andere Name
Phellandrium kommt von phellos = Kork und andrium = Männlein und ergibt auch
keinen Sinn. [4]

LITERATUR
[1] WILLFORT, R.: Das große Handbuch der Heilkräuter, Nikol Hamburg 1997
[2] GILDEMEISTER, E.: Die ätherischen Öle, Bd.III, Schimmel & Co. Miltitz,
3. Aufl. 1931
[3] ROTH, DAUNDERER, KORMANN: Giftpflanzen - Pflanzengifte, Nikol Hamburg,
4. Aufl. 1994
[4] MARZELL, H., H. PAUL: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, 3. Bd. Hirzel
Stuttgart, Steiner Wiesbaden 1977

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