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WEIßDORN

 
NAMEN: Weißdorn, Hagdorn, Mehlbeerbaum, Müllerbrot, Herzensfreund, Zaundorn.
Christdorn

E: hawthorn, whitethorn, F: aubépine, I: biancospino, N: wittedoorn,
(1) Zweigriffliger Weißdorn
Crataegus oxycantha L. em. JACQU. (syn. C. laevigata (POIRET) DC.)
(2) Eingriffliger Weißdorn
Crataegus monogyna JACQU.
(3) Italienische Mispel, Welsche Mispel, Azarolapfel, Azarole
Crataegus azarolis L.
Nur als Zierpflanzen:
( ) C. chrysocarpa ASHE (syn. C. rotundifolia MNCH.): Scharlachdorn, bis 6 m
( ) C. coccinea (syn. C. pedicellata): Scharlach-Weißdorn, 4..7 m hoch
( ) C. crus-galli L.: Hahnendorn, Hahnensporn-Weißdorn, bis 10 m hoch
( ) C. x lavallei HERINCQ., bis 7 m hoch, als Straßenbaum geeignet
( ) C. orientalis (syn. C. laciniata): Orientalischer Weißdorn, 5..7 m
( ) C. nigra: Schwarzfruchtiger Weißdorn
( ) C. pentagyna: Fünfgriffliger Weißdorn
( ) C. phaenopyrum: Washington-Weißdorn, 6..8 m
( ) C. pinnatifida: Fieder-Weißdorn, 4..6 m
( ) C. x prunifolia PERS.(syn. C. persimilis), 5..7 m

BOTANIK: Fam. Rosaceae (Rosengewächse), Gattung mit 200 Arten, in Europa 20
(1) Höhe 1,5..5 m, Strauch oder Baum mit bedornten Zweigen. Blätter verkehrt
eiförmig, 4 cm lang, gebuchtet, drei- bis fünflappig. Rand ungleichmäßig
gesägt. Blüte Mai bis Juni, weiß bis rosa, in Doldenrispen, zwei Griffel,
fischartiger Geruch. 2n=34. Eiförmige oder kugelige, blutrote Steinfrucht
("Mehlfässchen"), bis 13 mm lang, mit 2 oder 3 einsamigen Steinen.
Blühender W. mit Früchten mit Früchten
(2) Baum oder Strauch bis 5 m hoch. Blätter keilförmig mit 3..5 tiefen Ein-
schnitten. Blüte weiß, ein Griffel, in Doldenrispen. Mehlfässchen 4..8 mm
breit, 6..10 mm lang, mit einem Kern. 2n=34
(3) Baum wie (1), unter guten Bedingungen aber höher. Früchte 3 cm dick,
orange..gelb.

WERT
(1) Die Mehlfässchen (Crataegi fructus) schmecken säuerlich, mehlig. Sie ent-
halten Farbstoffe (0,7..1,2 % Procyanidine und Flavonglykoside wie Vitexin,
Isovitexin, Isoorientin, Orientin, Isoschaftosid, Hyperosid, Vitexinrhamn-
osid, Rutin, Oxyacanthin), Saponin, Cholin, Schleim, Wachs, Vitamin C.
Die Inhaltsstoffe wirken besonders auf das Herz wie ein Betablocker, sie
erweitern die Herzkranzgefäße (günstig auf das Altersherz), gegen Herzmus-
kelschwäche, Durchblutungsstörungen, Überanstrengung, Schlaflosigkeit,
Angst, Wechseljahresbeschwerden, Konzentrationsschwäche, Verbesserung der
Gehirnleistung durch verstärkte Blutzufuhr zum Kopf, reguliert Blutdruck.
Die Blüten (Flores Crataegi) schmecken schwach bitter, sie enthalten wie
die Blätter und Früchte ebenfalls die genannten Wirkstoffe, aber in drei-
facher Konzentration.
Das Holz ist sehr hart und gut für Werkzeugstiele geeignet; mit der Rinde
hat man früher gefärbt.
Der hierher gehörende Rotdorn ist ohne Heilwirkung.
(2) wie (1)
(3) Als Obst roh verzehrt oder mit Zucker gekocht, magenberuhigend, gegen Er-
brechen und Durchfall.

ANSPRÜCHE
Gering. Boden humos, nährstoffreich, besonders geeignet ist schwerer Lehm.
Sonnig. Windschutzhecken, lichte Gebüsche.

ANBAUPRAXIS, ERNTE
(1) Da Weißdorn in der Nähe von Kernobstanlagen ein potentieller Krankheits-
und Schädlingsherd ist, sollte von seinem Anbau im Garten abgesehen
werden, sonst müsste er in regelmäßige Kernobstspritzungen mit einbezogen
werden. Man muss ihn ständig (besonders zur und nach der Blüte) auf Feuer-
brand untersuchen. Man könnte ihn heckenartig schneiden und damit die
Blüten als Eintrittspforte für Feuerbrand reduzieren. Dann bleibt aber
nur die Blattnutzung übrig.
Blätter werden mit noch geschlossenen Blüten im Frühjahr abgezupft und
dann erst sortiert. Die Blüten erntet man von Mai bis Juni während des
Aufblühens. Voll erblüht fallen sie auseinander. Sie sind bei künstlicher
Wärme bis 35 °C zu trocknen. Blüten mit brauner Farbe sind zu verwerfen.
Aus den Blüten bereitet man Tee und Tinkturen zu.
Die Früchte sind von September bis Oktober in trockenem Zustand zu sammeln
und bis 60 °C zu trocknen, es sind nur unberostete Früchte zu verwenden.

VERWERTUNG
(1) In Notzeiten wurden die Mehlfässchen zu Mus gekocht oder zu Saft
gepresst (Ausbeute 65 %) oder in getrocknetem, gemahlenem Zustand einem
Mehl zugesetzt. Dreimal täglich 2 Essl. Weißdornmus gegen Durchfall.
Auf das Herz ist eine Heilwirkung nur bei Einnahme über längere Zeit (ab
6 Wochen) zu erwarten. Blätter (Folia Crataegi, Flos Crataegi) zu Tee
(3 Essl. Blüten und/oder Blätter auf 0,5 l kochendes Wasser, nach 10..15
min abseihen oder 2 Teel. Blüten auf eine Tasse kochendes Wasser, 20 min
ziehen lassen, 3 Tassen frisch pro Tag). Früchte weicht man über Nacht ein
(3..4 Essl. auf 0,5 l kaltes Wasser, am nächsten Tag leicht erwärmen).
Frischpflanzensaft aus 2 Essl. frischen, zerquetschten Früchten mit 4 Essl.
Wasser, Tagesmenge dreimal ein Teel.
Tinktur aus Früchten und Blüten zu gleichen Teilen, bedecken mit 38 %igem
Alkohol (Korn, Wodka), nach 2 Wochen abfiltrieren. Von solcher Urtinktur
nur auf ärztliche Verordnung, meist 2..5 mal am Tag 5..20 Tropfen.
Die pharmazeutische Industrie stellt Tropfen, Dragees, Tabletten, Kapseln,
Tees auch im Gemisch mit anderen Wirkstoffen (z.B. Ginseng) her. Der Tro-
ckenextrakt (Crataegi folii cum flore extractum siccum) muss mehr als
2,5 % Flavonoide (Hyperosid, Chlorogensäure, Vitexin-2-rhamnosid, Rutosid,
berechnet als Hyperosid) aufweisen, wenn mit Wasser extrahiert wurde. Wenn
mit Ethanolzusatz extrahiert wird, erhält man Extrakte mit mehr als 6% Fla-
vonoiden.
(2) wie (1)

(3) als Obstgehölz mehr im Mittelmerraum

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
Feuerbrand

ARBEITSKALENDER
5 .. 6 Sammeln der gerade aufgeblühten Blüten
Befallskontrollen auf Feuerbrand
9 ..10 Sammlung der Mehlfäßchen

HISTORIE
Im Gattungsnamen klingt das griechischen krateigos an, das sich von kratos =
Kraft wegen der Festigkeit des Holzes herleitet.

LITERATUR
[1] PILASKE, R.: Natürlich gesund mit Weißdorn, Midena Augsburg 1999
[2] GÖRITZ, H.: Laub- und Nadelgehölze für Garten und Landschaft, Deutscher
Landwirtschaftsverlag Berlin, 4. Aufl. 1976
[3] EAB 4. Ausg. (2002), S. 3154; 4.00/1220: Weißdornfrüchte
[4] EAB 4. Ausg. 3. Nachtrag (2003) S. 4070; 4.03/1865: Weißdornblätter-mit-
Blüten-Trockenextrakt

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