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WICKEN

 
NAMEN
(1) Saatwicke, Sommerwicke, Futterwicke, Ackerwicke, Schwarze Wicke,
Zahme Wicke, Rosswicke

Vicia sativa L. (leucospermum) (syn. Vicia communis KOUY)
(2) Zottelwicke, Sandwicke, Winterwicke
Vicia villosa ROTH
(3) Pannonische Wicke
Vicia pannonica CRANTZ
(4) Mäusewicke, Mäusebohne, Schwarze Ackerbohne, Mohrenerbse, Schwarze Erbse,
Französische Bohne, Römische Wicke, Narbonner Wicke

Vicia narbonensis L.
(5a) Linsenwicke, Steinlinse, Ervelinse, Ervilie, Saaterve, Erve, Knoten-
früchtige Linse

Vicia ervilia (L.) WILLD. (syn. Ervum ervilia L., syn. Ervum plicatum
MOENCH, syn. Ervilia sativa LINK)

(5b) Wicklinse, Einblütige Wicke, Algarobas-Linse, Steinlinse, Schwarze Linse
Vicia articulata HORNEM (syn. Vicia monanthos DESF., syn. Vicia monantha
KOCH, syn. Vicia multifida WALLR.)

(6) Vogelwicke, Vogelkern
Vicia cracca L.
(7) Viersamige Erve, Linsenwicke, Fadenlinse
Vicia tetrasperma (L.) SCHREBER
(8) Zitterlinse, Brillenlinse, Erbsenwicke, Vogelheu, Weiße Vogelwicke,
Rauhhaarwicke

Vicia hirsuta (L.) S.F.GRAY: (syn. Ervum hirsutum)
( ) Kronwicke siehe Kronwicke
( ) Ackerbohne, Vicia faba L., siehe Ackerbohne
( ) Edelwicke siehe Platterbse

BOTANIK: Fam. Fabaceae (Schmetterlingsblütler)
Mit Wickelranken, Blättchen gefiedert.
(1) Einjährig. Länge 0,3..1 m. Stengel kantig. Untere Laubblätter verkehrt
eiförmig bis herzförmig, obere paarig (3..7), gegenständig, linear bis
breitelliptisch, mit verzweigten Ranken. Nebenblätter pfeilförmig, unter-
seits mit Nektarien.
Blüte Mai bis Juli, 15..25 mm groß, Fahne rosa, Flügel dunkelrot. Blühdauer
einer Pflanze 11..14 Tage. 2n=12. Fremd- und selbstbefruchtet. Reife Hülsen
aufrecht, zwischen den 4..12 Samen eingeschnürt, kurzhaarig, braun. Samen
3..4(..6) mm groß, gelblich weiß, graugrün, braun oder schwarz. TKM = 17..
45 g (kleinsamige Sorten) oder 120..145 g.
Verschiedene Unterteilungen, Unterarten:
V. s. ssp. angustifolia (L.) GAUD. em. BRIY. (= Vicia angustifolia L.),
Schmalblättrige Wicke, Wilde Saatwicke, Trieurwicke
Einjährig. Länge 0,15..0,6 m. Blättchen linealisch-lanzettlich, 2..4
mm breit. Blüte Mai bis Juli, in hellblauen oder rotvioletten, duften-
den Trauben, 2n=12. Hülsen 3..4 cm lang, abstehend, kahl, dunkel.
V. s. ssp. obovata (SER.) GAUD. (= Vicia sativa L. s. str.)
Varietäten:
- var. vulgaris GREN. et GODRON (= var. typica BECK), mittelkörnig, meist
Grünfutternutzung
- var. macrocarpa MORIS (= Vicia macrocarpa BERTOL.), Samen bis 5 mm
groß, TKM < 150 g. Kornnutzung
Formen:
- f. alba BECK (= Vicia alba MOENCH), Blüten weiß, Samen hellfarben
- f. leganyana (RAPAICS et LENGYEL) KIFFM., Samen hell, linsenförmig
- f. leucosperma SER., Samen gelblich weiß.
(2) Einjährig überwinternd. Länge 0,3..1,2 m. Blättchen lanzettlich bis linea-
lisch, Nebenblätter ganzrandig. Vielblütige, dichte, vor der Blüte zottige
Trauben. 2n=14. Samen sehr hartschalig. Wurzelrückstände 14 dt TM / ha.
(3) Einjährig überwinternd. Länge 0,3..0,6 m. Weichhaarig bis zottig.
Blüte Mai bis Juli, weißlichgelb oder grauviolett. 2n=12. Ähnlich (2).
(4) Einjährig. Stengel aufsteigend, Länge 0,3..0,6 m, hohl, vierkantig. Blätt-
chen ganzrandig, elliptisch, 3..5 cm lang, 2..3 cm breit; Nebenblättchen
herzförmig, gezähnt. Ganze Pflanze graugrün.
Blüte bis 3 cm groß, rot, purpurn oder violett, Flügel hellblaugrau, Spitze
des Schiffchens schwarz(violett), Mai bis Juni. 2n=14. Hülsen 3..6 cm lang,
bis 1,5 cm breit, an Kanten rauh, 4..7 Samen je Hülse. Samen kugelig, 8..10
mm groß, violettbraun bis schwarz, Nabel braun. TKM = 150..240(..310) g.[3]
Varietäten: V. n. var. intermedia STROBL, Mittelmeerraum, Pflanze niedrig
V. n. var. integrifolia SER., Pfl. kahl, am häufigsten angebaut
V. n. var. serratifolia (JACQUIN) SER., Stengel derb, ästig,
Hülsen mit Drüsen, fast stachlig an den Nähten.
(5a)Einjährig. Länge 0,3..0,6 m. Blätter unpaarig gefiedert, am Ende mit
krautigem Spitzchen, 10..15 cm lang, 8..12(..15) Paare. Blättchen abgestutzt
mit kurzer Spitze, 15..17 mm lang, 5 mm breit. Blüte Juni bis Juli, rosa..
rötlichweiß, 8 mm lang, zu 2..4 im Stand. Selbst- und fremdbefruchtet. 2n=14.
Hülsen hängend, perlschnurartig eingeschnürt, 2..4 gelbbraune bis rötlich-
graue, eckige, 3..5 mm große Samen. TKM = 20..60 g.
Varietäten (bis 20): V. e. var. pyamaea, - var. macrosperma, - var. punchata,
- var. reticulata ...
(5b)einjährig. Stengel dünn, ästig, kantig, niederliegend bis aufsteigend, 0,2..
0,7 m lang. Blätter 5..8-paarig gefiedert, mit Ranke. Blättchen 10..25 mm
lang, linealisch, kurz gespitzt. Blätter eines Paars unsymmetrisch. Blüte 8
..15 mm groß, bläulich weiß, Fahne lila geädert. Selbstbefruchtet. 2n=14.
Hülsen 1..2,5 cm lang, 3 mm breit, hellgelb, mit 2..4 Samen. Samen dick lin-
senförmig, gelblich braun, rotbraun oder schwarzbraun. Nabel 1,2 mm lang.
TKM = 25..50(..70) g
(6) Ausdauernd. Länge 0,3..1,2 m. 8..12paarig gefiederte Blätter. Blüte
blauviolett bis purpurn, Juni bis August. Hülse 1..2,5 cm lang, Samen
3 mm. Ähnlich (1), Bilder Vogelwicke Vogelwicke
(7) Einjährig, Länge 0,15..0,6 m. Kleine hellblaue Blüten, Juni bis Juli.
2n=14. Hülsen 4samig, kahl.
(8) Einjährig. Länge 0,15..0,6 m. Blättchen 4..16paarig, vorn gestutzt.
Weniger als die Zottelwicke behaart. Blüte Juni bis Juli, in bläulich-
weißen Trauben. 2n=14. Hülsen zweisamig, behaart
Vogelwicke 1 Vogelwicke 2

WERT
Wicken enthalten hauptsächlich in den Samen Glyko-Alkaloide (Vicin, Convicin),
blausäurehaltige Glykoside (Viciamin=Viacinin), Lektine, Psoralen. Ausschließ-
liche Verfütterung von Wicken ruft bei Pferden, Rindern, Schweinen und Hühnern
Vergiftungen hervor, bei Pferden Leberschäden und Koliken. Die Mengen sind da-
her sinnvoll zu begrenzen, die Dauer auf zwei Wochen [1]. Entgiften durch Wäs-
sern und Dämpfen.
(1) Gründüngung, Futter, Suppenzutat, Gemüse. Manche Landsorten sind alkaloid-
frei. In 100 g Samen sind enthalten: 26 g Proteine, 1,7 g Fett, 50 g Kohlen-
hydrate, 6 g Rohfaser, 3,2 g Asche. Aminosäuren der Proteine (in g / 16 g N):
7,8 ARG, 0,7 CYS, 2,4 HIS, 3,8 ILE, 1,7 MET, 3,9 PHE, 7,1 LEU, 6,7 LYS,
3,2 THR, 1,6 TRY, 4,2 VAL.
(2) Bienenweide: In 24 Stunden 1 mg Nektar pro Blüte, das ist absolute Spitze!
Futterpflanze. Zu Grünfutterzwecken sicherster Zwischenfruchtanbau.
Vor der Blüte 3,2 % Rohprotein.
(3) wie (2)
(4) Futter- und Samengewinnung. Menschen und Tiere (Pferde, Schweine) ver-
tragen die Linsenwickensamen erst nach ausreichender Entgiftung, sonst
drohen Erbrechen, Magenkrämpfe, Durchfall, Fieber, Blutharnen; Wieder-
käuer vertragen die Samen. 100 g Samen enthalten 22,8 g Eiweiß, 0,9 g Fett,
51,5 g N-freie Extraktstoffe, 9,4 g Rohfaser, 2,6 g Asche. [3]
(5a) Futterpflanze mit relativ kurzer Entwicklungsdauer. Medizinisch wurde Erven-
mehl gegen Verschleimung, Krankheiten der Harnwege, Hauterkrankungen, Drü-
senschwellungen, Schwindsucht versucht. In den Samen befinden sich 17,3 %
Proteine, 1,3 % Fett, 64 % Kohlenhydrate, 4 % Rohfaser, 2,4 % Asche. [3]
(5b)In den Samen befinden sich 19 % Protein, 2 % Fett, 62 % Kohlenhydrate, 3,5 %
Rohfaser. Keine Bitterstoffe, kann unbedenklich verfüttert werden. Geschmack
wie Linsen, auch wie diese zu verzehren.
(6) Ein "Unkraut" in Wickenbeständen, wie (1) als Futterpflanze
(7) "Unkraut" in Wintergetreide
(8) wie (7)

ANSPRÜCHE
(1) Auch noch für rauhes Klima mit kurzen Sommern. Mittlerer bis bindiger
Boden, kalkhaltig. Boden trocken bis frisch
(2) Auf leichtem Boden ertragreicher als (1), sonst für alle Böden
(3) Wie (2), aber nur für bessere Böden.
(4) Nur für sehr warme Lagen auf nährstoffreichen Böden, sonst Südeuropa und
Nordafrika
(5a)Kalkmeidend, nährstoffreich.
(5b)Kalmeidend, trocken, nährstoffarm. Verträgt bis -8 °C.
(7) Kalkmeidend, sauer, sandig..lehmig, mäßig trocken
(8) Kalkmeidend, sauer, sandig..lehmig, mäßig trocken bis frisch

FRUCHTFOLGE
Anbaupause über 4 Jahre.

NÄHRSTOFFE, DÜNGUNG
Humusmehrung 0,09..1,1 kg/m².
Wicken sind mäßig salzverträglich.
(1) Grunddüngung in g/m²: 1,5..2 P; 5..6 K
Stickstoff sammelt sie selbst
(2) Startdüngung mit 2..4 g N/m²

ANBAUPRAXIS
(1) Aussaat ab Ende März mit 8..10 g/m², zweckmäßig im Gemisch mit 10 g Acker-
bohnen oder 4..5 g Hafer /m² oder 0,3..0,4 g/m² Senf. Reihenabstand 20..
25 cm.
(2) Braucht unbedingt eine Stützfrucht, üblich sind Roggen und Weizen.
Grünfutter: "Wickroggen", Aussaat Anfang September mit 5..9 g/m² und
6..10 g Roggen/m², Reihenabstand 20 cm. Wicken 2..3 Wochen vor dem Roggen
aussäen, damit der Roggen nicht von Fritfliegen befallen wird und die
Wicken besser Wurzeln ausbilden.
Oder Wick-Weidelgras-Gemenge: 1,5 g/m² Welsches Weidelgras, 4 g/m Zottel-
wicken, als Stützfrucht etwas Roggen.
Landsberger_Gemenge (Bremer_Gemenge): 1,5 g/m² Inkarnatklee, 1..2 g/m²
Welsches Weidelgras, 3..4 g/m² Zottelwicke für lange Grünfutternutzung,
Aussaat Ende August bis Mitte September.
Auf besseren Böden 0,4 g/m² Winterraps und 0,8..2 g/m² Winterwicken,
Aussaat Mitte September.
Gründüngung bzw. Winterbegrünung: Aussaat August bis Mitte September mit
14..18 g/m², auch im Gemisch mit Winterrübsen.
Samenausfall verunkrautet das Feld.
(4) Anbau wie Ackerbohne, ist aber kälteempfindlicher. Geringerer Läusebefall.


ERNTE
Zur Grünfutter- und Heugewinnung Schnitt zu Blühbeginn, später bitter.
Körnergewinnung im Schwaddrusch, wenn ein Drittel der Hülsen bräunlich ver-
färbt ist.
Erträge: (1) 6..18 dt/ha Saatwickenkörner
(2) 2.. 5 dt/ha Zottelwickenkörner,
2..3 kg/m² Grünmasse bei Landsberger Gemenge
Bei Wickroggen-Mähdrusch Mitte bis Ende August 180..220 g Roggen
und 40..70 g Zottelwickenkörner.
Gründüngung bringt 3..5 kg/m² Grünmasse (0,5 kg Trockenmasse/m²)
(4) Kornertrag 14..20 dt/ha, Stroh 28..31 dt/ha, niedriger als Acker-
bohne.
(5a) Kornertrag 9..18(..26) dt/ha, Stroh 16..18(..40) dt/ha
(5b) Kornertrag 6..10(..18) dt/ha, Stroh 15..23 dt/ha bzw. 150..400
dt/ha Grünmasse.

VERWERTUNG
(2) Landsberger Gemenge als Futter für Rinde, Pferde, Schweine

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
Echter und Falscher Mehltau, Samenkäfer, Scharfes Adernmosaik, Spitzmaul-
rüssler, Wickenblattlaus (Megoura viciae BUCKT.)

ARBEITSKALENDER
E3.. E4 Aussaat Saatwicke
M8.. E8 Mähdrusch Winterwicken
A8.. M9 Aussaat Zottelwicken für Gründüngung/Winterbegrünung
E8.. M9 Aussaat Landsberger Gemenge
M9 Aussaat Wickroggen, Winterraps mit Winterwicken

SORTEN
(2) Welta

HISTORIE
Vicia hängt mit vincire = winden zusammen, es hat die gleiche Wurzel wie etwa
vitis = Rebe, vimen = Flechtwerk oder virga = Rute. [2]
(5a) Laut [4] nutzte man im alten Israel das Linswickenkraut zur Herstellung von
Pottasche.

LITERATUR
[1] LIEBENOW, H., K. LIEBENOW: Giftpflanzen, Gustav Fischer Verlag Jena, 1973
[2] MARZELL, H., H. PAUL: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, 4. Bd. Hir-
zel Stuttgart, Steiner Wiesbaden 1979
[3] SCHUSTER, W.: Leguminosen zur Kornnutzung,
http://www. genres.de/leguminosen/narbonn.htm (4), /saatwick (1), /linswick
(5), /wicklins (5b) (Abfr. 11/2006)
[4] BECKER-DILLINGEN, J.: Die Ervilie (in: Handbuch des Hülsenfruchterbaues,
Parey Berlin 1929)
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