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ZIEST

 
NAMEN
(1) Heilziest, Echte Betonie, Ziestkraut, Antoniuskraut, Zehrkraut,
Fleischblume, Roter Ehrenpreis, Feuerkraut, Flohblume

Betonia officinalis L. ssp. officinalis (syn. Stachys officinalis (L.)
TREV.)

(2) Echter Ziest, Aufrechter Ziest, Bergziest, Beschreikraut,
Stachys recta L.
(3) Ackerziest, Roter Ziest
Stachys arvensis L.
(4) Einjähriger Ziest
Stachys annua L.
(5) Waldziest, Siebente Nessel
Stachys silvatica L.
(6) Wolliger Ziest, Wollziest, Eselsohr, Hasenohr
Stachys olympica POIR. (syn. Stachys lanata JACQ.)
(7) Sumpfziest, Großer Ackerziest, Sumpfandorn, Wilder Majoran, Blutkraut,
Schweinsrübe
, Tote Nessel
Stachys palustris L.
(8) Knollenziest, Japanknolle, Japanische Knollenkartoffel, Japanische Arti-
schocke, Japan-Krönchen, Crosnes (nach einem früheren Hauptanbauort in
Frankreich)

Stachys sieboldii MIQ. (syn. Stachys tubifera, S. affinis)
J: chorogi

BOTANIK: Fam. Lamiaceae (Lippenblütler)
(1) Ausdauernd. Höhe 0,3..0,6 m, Stengel aufrecht, vierkantig, rauhbehaart.
Blätter gegenständig, länglich eiförmig mit herzförmigen Grund, gekerbt,
lang gestielt, Blätter der grundständigen Rosette lanzettlich. Blüte Juli
bis August, hellpurpurn bis violett, endständig, ährenähnlich angeordnete
Scheinquirle. 2n=16.Geruch schwach widerlich, Geschmack bitter, kratzend.
Bild 1 Betonie Bild 2 Heilziest
(2) Ausdauernd. Höhe 0,2..0,6 m, Stengel aufrecht, vierkantig, behaart.
Blätter kreuzweise gegenständig, länglich bis eiförmig-lanzettlich, gesägt.
Untere Blätter kurz gestielt. Blüte Juni bis Oktober, gelb, in ährigen
Scheinquirlen. 5 Kelchzähne, dreieckig, spitz.
Ziest in Blüte Ziest
(3) Einjährig. Stengel aufsteigend, verzweigt, steifhaarig, Höhe 10..30 cm.
Blätter behaart. Blüte Juli bis Oktober, hellrot..blassrosa in sechsblüti-
gen Scheinquirlen. 2n=10.
(4) Einjährig. Höhe 10..30 cm. Blüte Juni bis Oktober, 4..6blütige, gelbe
Scheinquirle. 2n=34
(5) Mehrjährig, krautig. Höhe bis 1 m. Vierkantiger Stengel, weißlich behaart
Blätter dünn, länglich-herz-eiförmig, gekerbt, dicht behaart.
Blüte Juni bis September, purpurn. 2n=66. Riecht widerlich.
(6) Ausdauernd. 10..25 cm hoch, Blütenstengel 0,5 m, Blätter dicht weißwollig
behaart, breit lanzettlich bis länglich-oval. Blüte Juli bis September,
rosa, in Scheinquirlen, beliebt von Schwebfliegen.
(7) Ausdauernd. Höhe 0,3..0,8 m. Stengel behaart. Blätter weichhaarig, gekerbt-
gesägt, schmal lanzettlich mit herzförmigen Grund, oben stengelumfassend.
Blüte Juli bis August, hellrote, 6..10blütige Scheinquirle. 2n=102.
Lange Wurzelausläufer, die im Herbst keulenförmig anschwellen. Unangeneh-
mer Geruch. Geschmack bitterlich-herb.
(8) Einjährig kultiviert. Zahlreiche unterirdische Ausläufer mit knollenförmi-
gen, bis 7 cm langen Verdickungen. Höhe 30..45 cm, buschig, Blätter rauh,
nesselartig (ähnlich Melisse).

WERT
(1) In der Volksmedizin wird das blühende Kraut gesammelt und verwendet bei
Asthma, Husten, Sodbrennen, schlechte Blutzirkulation (gegen Einschlafen
der Gliedmaßen), Frauenleiden (PMS), Stress, Krampfadergeschwüre, schlecht
heilende Wunden. Schwach wirksame Alkaloide (Betonicin, Batain, Turicin,
Stachydrin), Betaine, Cholin, Gerbstoffe.
Wurzel als Brechmittel.
(2) Kraut enthält antimikrobiell und cancerostatisch wirkende Substanzen.
In der Volksmedizin wie (1), zum Einreiben bei Schlaganfall.
(3) Ackerunkraut
(4) Ackerunkraut
(5) Die grünen Teile enthalten eine Reihe von Alkaloiden. Schwach giftig.
Dagegen kann man die Wurzelknollen wie Kartoffeln verzehren.
(6) Zierpflanze in Steingärten, Trockenmauern. Bodendecker an zusagenden
Stellen. Einfassungen.
(7) Die nahrhafte Knolle diente als Futter für Schweine. Ackerunkraut, aber
auch wegen der Wurzeln als Nahrungsmittel angebaut.
(8) Crosnes, Spargelspitzen, sind ein stärkefreies Knollengemüse, als
Kohlenhydrat der Zucker Stachyose; 4 % Eiweiß, 0,2 % Fett.

ANSPRÜCHE, VORKOMMEN
(1) Magere Grasböden, aber auch humusreiche, wechselfeuchte Waldränder,
kalkhaltig.
(2) Trockene Wiesen, felsige Hänge, Weinberge, kalkhaltiger Löß.
(3) Trockene, helle, kalkarme, sandige Standorte.
(4) Lehmige bis tonige, steinige Äcker, Weinberge, kalkhaltig
(5) Gebüsche, lichte, krautige Laubwälder
(6) Trockene Stellen, durchlässiger, armer Boden. Keine Winternässe.
(7) Feuchte, nährstoffreiche Äcker, Gräben, Ufer, staunasse Lehm- und Torf-
böden
(8) Humoser, lockerer Boden, Komposterde. Winterhart. Trockenheit vermeiden

ANBAUPRAXIS
(3)(4) Bekämpfung im Jugendstadium mit Kontaktherbiziden, DNOC, Chloroxuron.
(8) Vermehrung im zeitigen Frühjahr durch Auslegen der Knollen 10 cm tief zu
je 3 Stück, Reihenabstand 40 cm, Abstand in der Reihe 30 cm. Auf virus-
getestetes Pflanzgut achten. 40 g Volldünger/m².
Die Knollen bilden sich erst ab September aus, Ernte der 2..7 cm langen,
1..2 cm breiten Knollen ab November. Wenn man die Fläche bis 15 cm hoch
mit Laub aufschüttet, kann man den Winter hindurch ernten. Die verbleiben-
den Knollen treiben im Frühjahr neu aus. Man muss sie schnell verwenden,
da sie keine Schale haben, die sie vor dem Vertrocknen schützt.[1]
Zuwachs von etwa 25 Knollen je Pflanzknolle, aus 100 g Saatknollen lassen
sich bis 20 kg ernten. Ertrag 1..3,5 kg/m². [2]

VERWERTUNG
(1) Betonienzucker, Betoniensirup. Destillat (Betonienwasser), alkoholischer
Auszug. Zu Verreibungen. Tee (1 Teel. Blätter aud 1 Tasse, Tagesmenge 3
Tassen). Homöopathie (Stachys D2, bei leichtem Schlaganfall, Nervenerkran-
kungen, Schwindel, Kopfschmerz)
(2) Gesammelt wird das blühende Kraut. Zu Verreibungen und alkoholischem
Auszug.
(8) Den besten Geschmack haben frisch geerntete Knollen, nussartig, kartoffel-
ähnlich oder wie Artischockenböden. Crosnes nur waschen und abbürsten,
nicht schälen. Garzeit 3..5 min, mit Butter, auch fritiert oder goldbraun
gebraten, als Suppeneinlage oder Salatzugabe.

SORTEN
(8) Theanobona

HISTORIE
Das griechische stachys bedeutet auf deutsch "Ähre", weil bei manchen Ziest-
arten die Blüten in Ähren oder Scheinähren stehen. "Ziest" könnte aus dem Sla-
wischen stammen, aber es gibt auch andere Deutungen (von sideritis?).

LITERATUR
[1] DENK, H.: garten und kleintierzucht (1988) 4, 8
[2] VOGEL, G.: Knollenziest, Gartenbaumagazin (1993) 12, 59-60

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