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ZWIEBEL

 
NAMEN
(1) Dauerzwiebel, Speisezwiebel, Säzwiebel, Bolle
(2) Lauchzwiebel, Steckzwiebel, Sommerzwiebel, Laubzwiebel, Schlottenzwiebel
(3) Gemüsezwiebel, Madeirazwiebel, Ägyptische Zwiebel
L: Allium cepa L.
E: onion, F: oignon, I: cipolla, J: negi, tamanegi, N: ui, P: cebula, R: luk,
S: cebolla, T: cibule, U: hagyma
( ) Winterzwiebel siehe Winterzwiebel
( ) Perlzwiebel siehe Perlzwiebel

BOTANIK: Fam. Liliaceae (Liliengewächse)
Zwei- und dreijährig. Blüte Mitte Juni bis Juli, in kugeliger, weißer Dolde,
12..20 Tage lang, die Einzelblüten aber nur 90 Minuten. Vorwiegend durch
Insekten fremdbestäubt. 2n=16. Langtagpflanze. Samen schwarz.
Flachwurzelnd.

WERT
In 100 g Zwiebellauch sind enthalten:
┌────────────────────────┬──────────────┬───────────────┬──────────────────┐
│ Hauptbestandteile │ Vitamine │ Mineralstoffe │ Sonstige │
├────────────────────────┼──────────────┼───────────────┼──────────────────┤
│ Proteine 1,7 g │ Pro-A 1,2 mg│ Ca 140 mg │ 16 mg ätherische │
│ Fette 0,1 g │ B1 0,13 mg│ Fe 1,2 mg │ Öle │
│ Kohlenhydrate 9 g │ RF 0,06 mg│ K 230 mg │ 450 µmol/g ORAC │
│ davon Zucker 4,6 g │ │ Mg 11 mg │ │
│ Ballaststoffe 3 g │ E 0,5 mg│ │ │
│ KH-Einheit 200 g │ B6 0,2 mg│ Na 13 mg │ │
│ Basenüberschuss 8,3mmol│ FS 0,02 mg│ P 24 mg │ │
│ Brennwert 176 kJ │ C 79 mg│ Zn 1 mg │ 87 g Wasser │
└────────────────────────┴──────────────┴───────────────┴──────────────────┘
In 100 g Zwiebeln sind enthalten:
┌────────────────────────┬──────────────┬───────────────┬──────────────────┐
│ Hauptbestandteile │ Vitamine │ Mineralstoffe │ Sonstige │
├────────────────────────┼──────────────┼───────────────┼──────────────────┤
│ Proteine 1,4 g │ Karot.0,01 mg│ Ca 31 mg │ 38 mg schwefelh. │
│ Fette 0,2 g │ B1 0,03 mg│ Fe 0,5 mg │ äth. Öl │
│ Kohlenhydrate 5 g │ RF 0,02 mg│ K 135 mg │ 170 mg Äpfelsäure│
│ KH-Einheit 100 g │ PP 0,2 mg│ Mg 11 mg │ 23 mg Oxalsäure │
│ Ballaststoffe 2 g │ PS 0,17 mg│ Mn 0,4 mg │ 20 mg Zitronens.│
│ Wasser 91 g │ B6 0,13 mg│ Na 9 mg │ │
│ Basenüberschuss 1,8mmol│ E 0,14 mg│ P 42 mg │ │
│ Brennwert 117 kJ │ C 8 mg│ Zn 0,2 mg │ │
└────────────────────────┴──────────────┴───────────────┴──────────────────┘
Die schwefelhaltigen ätherischen Öle (u.a. Dipropyldisulfid) vertreiben Ein-
geweidewürmer. Zwiebel roh blutdrucksenkend, senkt den Cholesterinspiegel und
den Blutzucker im Blut und senkt die Thrombosegefahr, desinfizierend, gegen
Husten und Blasenkatarrh, Magen- und Darmkatarrh.
Die zu Tränen reizende Substanz ist Propanthial-S-oxid [C2H5-CH=SO], sie wurde
aus über 100 schwefelhaltigen Substanzen in der Zwiebel herausgefunden. [3]
Unterschiedliche Farben (z.B. rot) haben keinen Einfluss auf die Inhaltsstoffe.
100 g Gemüsezwiebeln enthalten u.a.:
0,33 g Proteine, 6,3 g Zucker, 17 mg Vitamin C. Schwefelhaltige ätherische
Öle. Milder Geschmack. Die Zwiebeln sind nicht sehr lange haltbar.

KENNZAHLEN
┌──────────────────────────┬─────────────────────────┬─────────────────────┐
│Aussaat │Pflanzung │Mengen │
├──────────────────────────┼─────────────────────────┼─────────────────────┤
│Keimgewähr 2 Jahre │Reihenabstand 20..25 cm │TKM 3..4 g │
│Keimfähigkeit 75 % │in der Reihe 1..12 cm │Saatgut 1 g/m² │
│Keimdauer 12..30 Tage │Bestand 110..150 Stck/m²│ │
│Feldaufgang 60 % │ │Ertrag 2..4 kg/m²│
│Sätiefe 1 cm │Pflanztiefe 3 cm │ │
└──────────────────────────┴─────────────────────────┴─────────────────────┘
Überlebensrate 70 %. Dauer der Keimprüfung 12 Tage.
Aussaat Saatgutbedarf Reihenabst. in der Reihe Sä- Ertrag
in g/m² cm cm tiefe kg/m²
zur Steckzw.gewinnung 10.. 12 20 dicht 1
zur Gemüsesteckzw.unter Glas 7 7 7 1
Gemüsezwiebel 30 15 5..7
Säzwiebel 1,0..1,8 20 2.. 3,5 1..3 2..4
Pflanzung Lauch-/Steckzw. 75..300 25 7..10 3 3..4,5
Pflanzung Gemüsezwiebel 75..300 25 12 3 2..3
Lauchzwiebel 1..2,2
Überwinterung 20 10 1

ANSPRÜCHE
LICHT, LUFT, WÄRME
Mindestkeimtemperatur 1..2 °C. Keimtemperatur 6 8 10 12 16 °C
Dauer 60 36 26 21 16 Tage.
Steckzwiebeln sind nahezu winterhart, wenngleich sie bei -1,6 .. -1,9 °C
gefrieren. Spätfröste von -6..-8 °C werden meistens vertragen.
Gefrorene Zwiebeln auf dem Winterlager dürfen nicht gedrückt oder gestoßen
werden.
Zur Reife und damit zur Lagerfähigkeit ist ein trockener, warmer Spätsommer
wichtig. Im Halbschatten unter Bäumen werden nur 35 % Ertrag gegenüber sonni-
ger Lage erzielt.
Wenig windempfindlich bis auf Samenträger, da die Samenstengel leicht abbrechen.
Reife Zwiebeln nicht zu lange in praller Sonne liegen lassen (Sonnenbrand).

WASSER
Aussaat bei 90 % Bodenfeuchtigkeit. Zu feucht gehalten: Hochrunde bis birnen-
förmige "Dickhälse"; zu trocken: Flache, kleine Zwiebeln.
Ein feuchter Mai fördert den Nematodenbefall, zu viel Wasser im Juli bringt
zu starke Lauchbildung. Zuviel Wasser begrenzt den Ertrag erheblich.
Jahresniederschlag optimal 450..550 mm mit 80..100 mm im Juni.
Säzwiebeln erhalten eventuell 50..80 mm in 2..3 Gaben vom 10. Juni bis zum
15. Juli (wenn z.B. Stuttgarter Riesen eine Trockenperiode durchmachen müssen,
schließen sie das Wachstum ab und bleiben klein); Lauchzwiebeln 60 mm in drei
Gaben von Ende Mai an. Beregnung unbedingt am 20.Juli abschließen.

BODEN
Tiefgründig, feinkrümlig, nicht zu locker. Herbstgrabung bis Ende Oktober
abschließen, Unterboden gut absetzen lassen, oben 3 cm starkes feinkrümliges
Saatbeet ("Oben Federbett, unten Tenne").
Sandiger Lehm, Löß. Lauchzwiebeln auch auf ungünstigeren Böden (Sand, Lehm,
Niedermoor), aber nicht verkrustend. Bodenreaktion neutral, pH-Wert 6,5..7,8.
Humusreich (3 % Humus = 100 % Ertrag; 2 % Humus = 91 % Ertrag)

FRUCHTFOLGE
Anbaupause mindestens 5..6 Jahre einschließlich anderer Zwiebelgewächse.
Bei Selbstfolge mindert sich der Ertrag um 8..20 %.
Ungeeignete Vorfrüchte: Zwiebel, Porree, Knoblauch, Sellerie, Möhre, Peter-
silie, Erbse, Kohlarten
Geeignete Vorfrüchte: Blumenkohl, Gurke, Kartoffeln, Salat, Tomate
Geeignete Mischfrüchte: Bohnenkraut, Chicoree, Dill, Erdbeere, Gurke, Kamille,
Kopfsalat, Möhre (soll Zwiebelfliege vertreiben), Rote Rübe, Schwarzwurzel,
Spinat, Zucchini
Ungeeignete Mischfrüchte: Buschbohne, Erbse, Kohlarten, Stangenbohne
Zwiebel ist selbst eine gute Vorfrucht.

NÄHRSTOFFE
Humusentzug 0,18..0,21 kg/m².
Nährstoffentzug bei 3 kg Dauerzwiebelertrag in g/m²: 9 N; 10 K; 1,76 P; 5,1 Ca
0,6 Mg. Bei 2 kg Lauchzwiebeln/m²: 6 N; 3,7 K; 1,1 P.
Hohe Kaliumgaben verzögern das Durchtreiben der Zwiebeln auf dem Lager,
zuviel Stickstoff verschlechtert die Lagerfähigkeit.
Stickstoffmangel: Blätter leicht gelb, Absterben von der Spitze her.
Kaliummangel: Wuchshemmung, Blätter schlaff mit gelben Spitzen.
Magnesiummangel: Helle Flecken an der Spitze der ersten Blätter.
Bormangel: Blätter hell marmoriert, später dunkelblaugrün, spröde, querrissig.
Frische organische Düngung verzögert die Reife und erhöht den Schädlingsbefall.
Die Gemüsezwiebel aber darf reichlich mit Kompost versorgt werden.
Ascheempfindlich, müllkompostempfindlich, gut salzverträglich.
Gaben von 1,5 g Kupfersulfat/m² oder halbtägiges Beizen der Samen in 0,02 %iger
Kupfersulfat-/Borax-/Mangansulfatlösung soll bis 15 % Mehrertrag liefern.
Bei frischer Kalkung empfehlen sich 0,2 g Zinksulfat/m².

DÜNGUNG
Grunddüngung zur Herbstgrabung oder bis 14 Tage vor der Aussaat mit 10..16 g
Kalium (z.B. 40..50 g Kaliumsulfat) und 2,8..3,5 g P/m² (z.B. 40..50 g Super-
phosphat). Zur Aussaat oder zum Auflaufen gibt man 8 g N/m² (z.B. 20..30 g
Kalkammmonsalpeter). Statt der Einzeldünger können auch 50..100 g eines Voll-
düngers 14 Tage vor der Aussaat gegeben werden.
Kopfdüngung: Lauchzwiebeln und Aussaaten zur Steckzwiebelgewinnung erhalten
keine Kopfdüngung mehr. Dauer- und Gemüsezwiebeln bekommen 4 g N/m² Ende Mai,
Gemüsezwiebeln nochmals 4 g N/m² Mitte bis Ende Juli.

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ANBAUPRAXIS
Vorbehandlung des Saatguts ist möglich durch 18..30 Stunden Vorquellen oder
60..72 Stunden vorkeimen bei 20 °C. Trocken beizen gegen Zwiebelfliege und
Zwiebelbrand (früher mit Benomyl, Iprodion, Vinclozolin, Thiuram).

Dauerzwiebeln
Im zeitigen Frühjahr (Mitte März bis Anfang April) wird ein flaches Saatbeet
bereitet. Aussaat 1..2 cm tief, ist chemische Unkrautbekämpfung vorgesehen:
3 cm tief; noch tiefere Aussaat: Dickhälse und Schosser. Nach der Aussaat ist
anzuwalzen oder anzuklopfen. Die Zwiebel kann Unkraut nicht unterdrücken,
weshalb eine Woche nach der Aussaat blind gestriegelt und in der Folgezeit
mindestens viermal flach zu hacken ist. Eine Markiersaat mit Radieschen zeigt
die Reihen deutlich an. Gegen Thripse kann das Saatgut mit Imidacloprid ("Gau-
cho") inkrustiert werden. Im Öko-Anbau wird mit Nematoden (Heterorhabditis
bacteriophora
, "Nemagreen"; Steinernema feltiae, "Nemaplus") im Juni gegen
Thripse vorgegangen. [6]
Chemisch kann Unkraut in Vorauflaufbehandlung (wenn 50 % der Samen gekeimt
sind) mit Chlorpropham oder Propachlor, kurz vor dem Auflaufen mit Buminafos,
erste Nachauflaufbehandlung beim 2. Laubblatt mit Chlorpropham, Propachlor
oder Alachlor, die zweite Nachauflaufbehandlung Ende Juni mit Methazol oder
Nitrofen bekämpft werden. Weitere geeignete Wirkstoffe wären Desmetryn, Para-
quat, Diquat und Pendimethalin.

Lauchzwiebel
1. Steckzwiebelgewinnung
Es eignen sich nur dreijährige Sorten (z.B. Stuttgarter Riesen), denn die zwei-
jährigen würden blühen.
Aussaat im April sehr dicht, um viele kleine Zwiebeln zu erhalten. Die Ernte
erfolgt im August, wenn die Zwiebeln wegen Nahrungsmangel das Wachstum ab-
schließen. Nach dem Herausziehen lässt man sie 2..3 Wochen auf dem Beet nach-
reifen. Über walnussgroße Zwiebeln liefern vorzugsweise Schosser und sind dem-
zufolge beim Putzen für den Verbrauch herauszulesen, ideal sind nicht ganz ha-
selnussgroße. Durch Darren bei 30 °C für zwei bis sechs Wochen wird die Schoss-
und Blühneigung der Steckzwiebeln und der Besatz mit Stengelälchen vermindert.
Ein guter Lagerort bis zum Stecken ist beispielsweise auf dem Dachboden in
Schornsteinnähe.
2. Steckzwiebelpflanzung
Das Stecken nimmt man von März bis April in 2..3 cm tiefe Rillen vor, die
nur locker zugezogen werden. Zwiebeln, die durch ihre Wurzeln hochgedrückt
werden, drückt man nach 2..4 Wochen noch einmal fest.
Die Lauchzwiebelernte setzt Ende Mai..Anfang Juli ein; lässt man sie bis August
stehen, erhält man sehr große Speisezwiebeln, die sich aber nicht ganz so
lange wie die Sä-Dauerzwiebeln halten.
Eine Verfrühung ließe sich durch Treiben unter Glas oder Folie erreichen, bei
höheren Temperaturen ist gut zu lüften.
3. Pflanzung von Herbstaussaaten
Oktober bis November wird unter Glas ausgesät und von März bis April ins Frei-
land gepflanzt. Die Lauchzwiebelernte setzt dann Mitte Juni ein.
Beim Stecken unter Folie hält man einen Reihenabstand von 10 cm, in der Reihe
von 5 cm ein. Treibdauer 3..5 Wochen.
4. Überwinterung
Aussaat Mitte August in ein gut abgesetztes feuchtes Beet, 35 Pflanzen/lfm
oder in Töpfe (jeweils 3 Korn).
Vor dem Frost sollten sie 2..3 Blätter haben und 12..15 cm hoch sein, größere
und schwächere wintern verstärkt aus. Bis zum Winter unkrautfrei halten; spä-
testens wenn der Boden gefroren ist, beschattet man die Pflanzen mit Reisig
oder Vlies.[4]
Nach dem Abtauen des Schnees ab Ende Februar gibt man 25 g/m² Kalkammonsalpeter.
Durch Frost und Wurzeldruck hochgehobene Zwiebeln drückt man seitlich wieder
an. Schlotten sind ab April, Lauchzwiebeln (Bündelzwiebeln) ab Ende Mai,
10 Tage vor denen aus Steckzwiebeln zu ernten.
Wenn man Steckzwiebeln Mitte Oktober steckt, kann man ab Ende Mai Lauch-
zwiebeln ernten, allerdings schossen sehr viele.

Gemüsezwiebel
Aussaat von Februar bis Anfang März ins Frühbeet. Für 1000 Pflanzen werden
7..8 g Samen auf 1..1,5 m² ausgesät. Nach dem Abhärten kann Ende April bis
Anfang Mai so tief wie im Anzuchtbeet gepflanzt werden. Die weitere Pflege
gleicht der des Porrees, doch wird nicht angehäufelt.
Für rekordverdächtig große Zwiebeln muss man schon im Januar in Töpfe säen
bei 15 °C. Sie kommen ab April ins Freiland. Gleichmäßig feucht halten, alle
14 Tage 0,3 %ige Nährlösung.

ERNTE
Dauerzwiebel
Die Erntereife wird durch niederliegendes, abknickendes Laub angezeigt (Mitte
August bis Ende September), der optimale Rodezeitpunkt wird durch zur Hälfte
bis zu zwei Dritteln abgestorbene Schlotten angezeigt. Wo infolge zu schweren,
nährstoffreichen Bodens oder nassen Wetters das Kraut nicht beizeiten abstirbt,
kann man durch Anheben der Zwiebel mit der Grabegabel gewaltsam einen Wachstums-
abschluss erzeugen. Verspätungen führen zum verstärkten Befall mit Halsfäule
[5]. Die Zwiebeln werden herausgezogen und bleiben höchstens 7..10 Tage auf
der Fläche zum Nachreifen liegen. Technisch kann diese Nachreife eine Warmluft-
behandlung bei 30 °C beschleunigen, bis sie raschelnd trocken sind und sich
der Hals nicht mehr feucht anfühlt. Eine 24stündige 45°C-Warmluftbehandlung
verbessert die Lagerfähigkeit der Dauerzwiebeln. Zwiebeln, die während des
Abtrocknens stark schrumpfen, eignen sich nicht für die längere Lagerung
(sie haben einen zu geringen Zuckergehalt). [2]
Zwiebeln zwischen 2,5..5 cm Durchmesser haben die geringsten Atmungsverluste.
Das Laub wird etwa 2 cm über dem Zwiebelkörper abgedreht oder abgeschnitten.
Ertrag 2..4 kg /m², aus Steckzwiebeln 3..4,5 kg/m².
Gütemerkmale: ausgereift, fest geschlossen, geputzt, ohne Wurzeln, ohne
Schosser (Zwiebeln mit Blütenansatz), Dickhälse (schlecht ausgereifte
Zwiebeln) oder Böcke (in sich geteilte Zwiebeln).
Größen: I 3..5 cm; II über 5 cm; III 2..3 cm Durchmesser
Verpackung: Dauerzwiebeln zu 25 kg in Säcke, Netze oder in Hochsteige A bzw.
in kleineren Mengen (5 kg) in Netze.
Lagerung: Im Kühllager sind sie bis zu 9 Monaten lagerfähig, wenn sie zuerst
auf 1..2 °C abgekühlt und nach 2..3 Wochen des Abtrocknens auf -2..-2,5 °C
und 75 % Luftfeuchte gebracht werden. Böcke, Dickhälse und Schosser halten
sich nicht.
Auch zu spät reifende Zwiebeln (infolge Nässe, zu tiefer Bodenlockerung, zu
später Aussaat oder Stickstoffüberdüngung) halten sich nicht.
Im Haushalt können Zwiebeln am besten auf einem trockenem Dachboden gelagert
werden. In gefrorenem Zustand sollen sich nicht berührt werden.
Früher Austrieb der Zwiebeln wird bei konstant 0°C am längsten hinausge-
zögert.

Lauchzwiebeln
Lauchzwiebeln sind zu je 10 Stück zu bündeln und in Steigen abzupacken (Steige
A 30 Bunde, Steige C 15 Bunde).
Ertrag 1,0..2,2 kg/m².
Gütemerkmale: Zwiebeln mit frischem, grünen Laub, geputzt, ohne Schosser.
Größen: I über 5 cm; II 3..5 cm; III 2..3 cm Durchmesser
Transportdauer darf 2 Tage nicht überschreiten.
Lagerung: bei -0,5 °C lassen sich Lauchzwiebeln bis zu 6 Tagen lagern.

Gemüsezwiebeln
Die Zwiebeln werden bei einem Durchmesser von 7..10 cm Durchmesser (August
bis Mitte September) herausgezogen, die Wurzeln sind abzuschneiden.
Die Gemüsezwiebel (Kelsae) verleitet zu Rekordjagden, es sind schon Massen
über 4 kg für ein Einzelexemplar gewogen worden. Sie sind nur bis zum Dezember
an kühlem, trockenem Ort lagerfähig.
Ertrag 2..7 kg/m².

Steckzwiebeln
Einzelmasse 2,5..3,5 g, gut sortiert. Größe I 6..22 mm; II 22..26 mm Durchmesser.
Größere sind zum Verbrauch auszulesen.

VERWERTUNG
Meist gebrauchtes Küchengewürz nach Salz. Roh am heilsamsten, in Salaten,
die Schärfe wird mit Zitronensaft gemildert, der Geruch durch Petersilie und
Apfel abgeschwächt. In einer Speise sollte die Zwiebel nicht mit Knoblauch
oder Rhabarber kombiniert werden.
Gegen Tränen hilft: Ein sehr scharfes Messer, ein nasses Messer und nasses
Schneidbrett oder Schneiden ganz unter Wasser, eine angezündete Kerze, eine
dichte Schutzbrille oder ein offenes Fenster. Fein mit dem Messer zerkleinert
oder einem Zwiebelschneider von einem fliegenden Händler -
wie Zwiebelschneider -
ist Zwiebel am bekömmlichsten, das Zerkleinern mit einigen Maschinen macht die
Stücke zu groß oder quetscht sie gar, wonach die Stückchen nach kurzer Zeit
durch Lufteinwirkung bitter schmecken. Im Salat sollten die Zwiebelteilchen
alsbaldigst mit etwas Öl vor dem Angriff durch den Luftsauerstoff geschützt
werden. Geröstete Zwiebel hat allerdings keinen gesundheitlichen Wert mehr.
Schlotten zum Butterbrot, zu Salaten, Suppeneinlage.
Insektenstiche mit einer angeschnittenen Zwiebel reiben hilft gegen das Jucken,
auch brüchige Fingernägel und erkrankte Nagelbetten sollte man so einreiben.

SCHÄDLINGE, KRANKHEITEN
Älchen (Paralongidorus maximus), Gelbstreifigkeit, Grauschimmelfäule, Falscher
Mehltau, Halsfäule (Botrytis allii), Mehlkrankheit, Stengelälchen, Tabak-Bla-
senfuß, Wiesen- und Wurzelälchen, Zwiebelbrand, Zwiebelfliege, Zwiebelminier-
fliege, Zwiebelhähnchen, Zwiebelmotte, Zwiebelrotz, Zwiebelthrips
Mit Älchen befallene Zwiebeln nicht auf den Kompost!

ARBEITSKALENDER
10 .. 11 Aussaat unter Glas,
versuchshalber Stecken ins Freiland zur Lauchzwiebelgewinnung
1 .. 2 Darren der Steckzwiebeln
2.. A3 Aussaat Gemüsezwiebel ins Frühbeet
M3 Pikieren Gemüsezwiebeln in Erdpresstöpfe
E3 .. A4 Aussaat ins Freiland
E3 Steckzwiebeln stecken, Aussaat zur Steckzwiebelgewinnung
4 Flaches Auspflanzen der Herbstaussaat
A5 Pflanzung Gemüsezwiebeln
5 Hacken, Verziehen, Kopfdüngung
E5 Erntebeginn Lauchzwiebel, Zusatzbewässerung
E7 .. A9 Ernte von Sä-, Steck- und Gemüsezwiebeln

SORTEN
Säzwiebeln, Dauerzwiebeln,
gelb..braunschalig: Birnenförmige, Calbenser Gerlinde, Caribo, Dinaro, Elsa,
Früka, Golden Bear, Hysam, Marco, Polar Bear, Rolander, Stunova, Stutt-
garter Riesen, The Kelsae, Zerti, Zittauer Gelbe

rotschalig: Braunschweiger Blutrote, Csardas, Piroshka, Red Baron, Tango
[10]: Bronzée d'Amposta, Campillo, Furio, Mammoth Red, Ramata Rossa di
Milano, Roja de Niort, Rossa Piatta d'Italia, Rouge Long de Florenca,
Tropea Rossa Lunga

weißschalig: Albion, Weiße Frühlingszwiebel, Makoi Feher
grünschalig: Greenella
Sommerzwiebeln: Accent*, Arenal*, Baldito, Barito*, Boston, Bravo, Brioso,
Carlito, Cicero, Clipper, Copra, Dacapo, Drago, Durito, Erfurter Lager, Fran-
zisco, Friso, Gunnison*, Hilton, Hyfort*, Hyred, Hytech, Lorenzos, Madison,
Mustang, Nerato*, Orbito*, Paraat*, Profit*, Ravenna*, Red Baron, Sabroso*,
Samira, Sherpa, Spirit, Sprinter, Stamford, Starito, Summit*, Sunskin,
Takmark, Tamara, Tasco*, Vares, Victory, Wellington, Winston

*: in [6] lobend hervorgehoben
Lauchziebeln: Alabaster, Birnenförmige, Corona, Frühernte, Ishikura (Wuchs wie
Porree), Rolonda, Rote von Florenz, Senshyu Yellow (Überwinterungsanbau),
Sperlings Milda, Weiße Königin
, sonst auch alle anderen Säzwiebeln
Lauchzwiebeln mit Überwinterung: Elody, Express Yellow, Früka, Imai, Keep Well,
Martina, Radar, Senshyu Yellow, Sonic, Sperlings Toga, Stuttgarter Riesen,
Weiße Frühlingszwiebel, White Lisbon, Yellowstone
[4]
Steckzwiebeln: Braunschweiger Blutrote (Brunswijker Red Comred), Csardas,
Centurion, Red Baron, Spirit, Stuttgarter Riesen, Sturon, Vertus

Gemüsezwiebeln: Ailsa Craig (Exhibition, Juliwa), Jumbo, Simiane, The Kelsae
[11] Sorten 2020 (unsortiert, auch mit Schalotten)
Ailsa Craig, Ambition, Barletta, Bassano, Best of Whites, Bronze d'Amposta,
Brunswick, Cenol (Janne de Cevennes), Centro, Colorada (Gourmet), Conservor,
Cuisse de Poulet (Zebrune), Espagnol, Figaro, Helmor, Hourcadere, Hylander,
Isobel Rose, Kappa, Karminka, Lezignan (Isabo), Lilia, Lisbonne, Mammoth Amélioré,
Negaro, Paille des Vertus, Paris, Printanier Parisien, Prompto, Ramata die Milano,
Rebouillon, la Reine, Retano, Rijnsburger, Romy, Rose de Roscoff, Rossa di Inverno,
Rouge Long de Florence (Simiane), Rouge de Florence, Rouge Pale de Niort, Ruz Tau,
Solstice, Sonkahagyma, Spirit, Tardia de Lerida, Tonda Musona, Tosca, Tropea
Rossa Lunga, Tropaea Rossa Tonda, Vaugirard


HISTORIE
Von den alten Ägyptern haben wir die ältesten Kenntnisse von Zwiebeln, schrift-
lich ab 2200 v.u.Z., ab 1550 v.u.Z. lassen sich Samen datieren [7], wahrschein-
lich ist sie aus Westasien nach Ägypten gekommen.
HOMER dichtet: "... mitten darauf dann
stand ein eherner Korb mit trunkeinladenden Zwiebeln."
[8]
Nach Deutschland haben vermutlich die Römer die Zwiebel gebracht.
HILDEGARD warnte: "Roh gegessen, ist die Zwiebel so schädlich und giftig wie
der Saft von Unkräutern; gekocht ist sie gesund, weil durch die Feuerhitze die
in ihr enthaltenen Schädlichkeiten gemindert werden. Für solche, die an Schüt-
telfrösten leiden oder Fieber oder Gicht haben, ist sie gekocht gut. Den Magen-
kranken macht sie roh wie auch gekocht Schmerzen, weil sie feucht ist." [9]

LITERATUR
[1] ERNST, E.: Zwiebeln, Porree und Lauch, Bücher für den Gartenfreund,
Deutscher Landwirtschaftsverlag Berlin
[2] Gartenbau (1985) 12, 375
[3] BLOCK, E.: Naturwissenschaftliche Rundschau (1991), 8, 330
[4] STAHN, Th.: Winterfeste Zwiebeln, neue deutsche Gartenzeitung (1991),
15, 18-19
[5] BÖTTCHER, H.: Sicherung von Qualität und Lagerfähigkeit der Speisezwiebeln,
Gartenbau (1990) 11, 364-368
[6] Verband der Landwirtschaftskammern (Hrsg.): Versuche im deutschen Garten-
bau / Gemüsebau (2003) 219-234 (14 Autoren). Rheinischer Landwirtschafts-
Verlag Bonn
[7] KÖRBER-GROHNE, U.: Nutzpflanzen in Deutschland, Theiss Stuttgart 1987
[8] HOMER: Ilias, 11. Gesang, 629-630 (Übers. J. H. VOSS)
[9] STREHLOW, W.: Die Ernährungstherapie der Hildegard von Bingen, Weltbild
Augsburg 2005
[10] Graines Baumaux Printemps 2008 (Versandkatalog Frühjahr 2008), Nancy 2007
[11] BAUMAUX, Mirecourt, Frühjahr 2020

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